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›O mi dilectissima‹ (M Namenl/71r/1 1–9) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

M Namenl/71r/1 1–9

Kommentar

Überlieferung: unikal in M.

Form (lateinische Strophen): 7' 7' 7' 7' //R 6' 7 (bzw. //R 4c 4c) ‖ aabb cc

Innerhalb der Strophen wechseln siebensilbige (7') unregelmäßig mit achtsilbigen (8') Versen, je nachdem, ob ein Auftakt vorliegt oder nicht. In IV,1 fehlt eine Silbe. Das Reimschema in Str. I weicht ab (aaaa bb). Die Reime sind häufig unrein bzw. assonierend.

Form (deutsche Strophen): 4a 4a 4b 4b //R .4c 4c

Reimschema und metrisches Schema der lateinischen und der deutschen Strophen stimmen überein. Zwei statt einer deutschen Strophe (bzw. Versikel) weisen nur CB 148, 174, 180 und 181 auf.

CB 180–182 haben die gleiche Struktur: vierversige Strophen mit zweiversigem Refrain. Dies macht die zeitliche Priorität der lateinischen Strophen wahrscheinlich. Die deutschen Strophen wären diesen nachgedichtet oder beigestellt worden. Zur Konzeption von CB 180–182 siehe Sayce 1982, S. 251.

Inhalt: Lied, welches den Inhalt eines fiktiven Liebesbriefs an die Geliebte wiedergibt. Die Thematik, in Verbindung mit der Reimtechnik, könnte für eine Entstehung in der ersten Hälfte des 12. Jh. sprechen (vgl. zum Texttypus CB/V). Nach einer einleitenden Strophe adressiert das Ich im Brief die Geliebte, preist ihre Schönheit, bekennt seine Liebe, bittet um Erhörung.

Irritierend ist die Einmischung von Strophen, in denen über die Geliebte in dritter Person gesprochen wird. Die Forschung ist sich in der Beurteilung dieser Störmomente uneins, die übliche Ausflucht sind textgenetische Thesen (Ergänzung, Umstellung, Verderbnis). Könnte es aber sein, dass das Ich in diesen Strophen seinen Brief kommentiert bzw. dessen Inhalt kommentierend bekräftigt? Dafür könnte sprechen, dass auch das dixi in II,2 das Kontinuum des Briefes stört und damit präsent hält, dass dies nicht der Brief, sondern sein Referat ist.

Dass lateinische Strophen mit rein deutschem Refrain (wenn mandaliet ein deutsches Wort sei) gesungen werden, kommt sonst nicht vor, Mischformen dagegen schon (vgl. CB 184f). Auch inhaltlich verblüfft der Refrain: Er scheint das Briefreferat zum Tanzlied umzufunktionalisieren (und damit der Gruppe CB 179–185 einzupassen).

Die deutschen Strophen sind wohl später als die lateinischen Strophen (vom Refrain abgesehen) entstanden. Der Refrain der deutschen Strophen antwortet gleichsam auf jenen der lateinischen (vgl. Sayce 1967, S. 5), wenn auch die Bezüge im Einzelnen vage bleiben: Die Sprechsituation der deutschen Strophen ist offen, es könnte ein Mann oder eine Frau sprechen (vgl. Edwards, S. 272f.), und offen ist damit auch die inhaltliche Verbindung mit den lateinischen Strophen. Gemeinsam ist den lateinischen und den deutschen Strophen der Tanzlied-artige Gestus.

Theresa Höf‌le / Florian Kragl

Kommentar veröffentlicht am 07.04.2025.
Gehört zu den Anthologien: Minne- bzw. Werbelied, Wechsel
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