Überlieferung: Das fünfstrophige Lied ist unikal in G überliefert, und zwar ohne Autorzuschreibung.
Form: (.)2-a 4b .4c / (.)2-a 4b .4c // .4d .4e (.)4d (.)6*5e
I,8 ist über-, II,3 unterfüllt.
Inhalt: Den Großteil des Tagelieds nimmt das Gespräch zwischen dem Wächter und der Frau ein. Ersterer eröffnet die Wechselrede, indem er den Anbruch des Tages als Bedrohung entwirft – und zwar durch eine Metapher, die zuerst Animalisches mit Meteorologischem und Kosmolgischem überblendet und im Ergebnis Monstrosität evoziert, dann in I,5f. deren Referenz auf die ›Personifikation‹ des Tags nachträgt –, vor der er den Mann zu schützen habe (Str. I). Da das heißt, diesen wegzubringen, reagiert die Frau affektiv mit Klage und Abwehr auf den Sang des Wächters (Str. II), doch beharrt dieser auf seiner Position und verweist zum Trost auf eine bessere Zukunft und eine bessere Vergangenheit (Str. III). Die Frau rekurriert ebenfalls auf die zurückliegende Liebesnacht und bestreitet die Dringlichkeit der Trennung (Str. IV). Dennoch berichtet der Erzähler, dass die Frau den Geliebten geweckt und wie dieser sich von ihr verabschiedet hat (Str. V).
Manuel Braun
G *Wolfr 4 = KLD 69 II 1; MF 4,8Zitieren | |||
Parzival-Handschrift G (München, BSB, Cgm 19), fol. 75v | |||
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