Überlieferung: Das elfstrophige Lied ist unikal in C im Korpus des Otto zum Turm überliefert.
Form: .3-a .3-b .3-a .5-b .5-c .3-x .5-c
Es liegen siebenversige Periodenstrophen im Ton des ›Jüngeren Titurel‹ Albrechts vor. Unterfüllt sind VI,1 sowie hsl. IX,5. Kein Auftakt in V,5. Verschiedene Reimresponsionen verbinden die Strophen miteinander: Der a-Reim von Str. II greift die Waise von Str. I auf und wiederholt sich als b-Reim in Str. V. Die Waisen von Str. IX und X reimen miteinander sowie mit dem c-Reim von Str. IV. Die Waise von Str. VIII greift den a-Reim von Str. I auf. Der c-Reim von Str. VIII greift wiederum die Waise aus Str. II und IV auf.
Inhalt: Minneklage, in der religiöse und höfische Minne in der engelsgleichen Geliebten überblendet werden. Die Minne hat den Sprecher zum Tode verurteilt. Er wird sterben: entweder durch den Schmerz unerfüllter Sehnsucht oder durch die unbegreiflichen Freuden der Erfüllung. Doch er hofft auf Gnade im Tod.
wibes nam (I,4) ist die helle Sonne und gibt höchstes Glück, doch ein roter Mund kann den Minnenden tödlich verletzen. So fürchtet auch der Sprecher, gefangen von dem bilde (III,5) seiner Geliebten, den Tod. Er ist ihr treu ergeben, doch ertönt sein Dienst nur wie ein durchslagen sumber (IV,3). Als letzte Beichte gesteht er, dass seine Geliebte ihm wichtiger ist als seine Seele (vgl. V,6), doch gibt er Gott einen Teil der Schuld, hat dieser doch die Makellose so engelsgleich geschaffen (vgl. VII,5). Würde sie ihn erhören, würde er vor Freude sterben (vgl. IX,7). Doch wünscht er sich ihre Umarmung. Stürbe er dadurch, müsste seine Geliebte ihn beweinen: So würde er im Tod genade vinden (XI,7) – »eine Reminiszenz an Wolframs Sigune-Pietà« (Schiendorfer, Sp. 237)?
Sandra Hofert
C Turm 7 = SMS 15 2 IVZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 194va | |||
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