Überlieferung: Die Strophe ist in BC im Reinmar-Korpus überliefert.
Form: .4a .4a .4b 4b 3-c .3-c 4d 4d 4e 4e .3-f .3-f .4g 3-x 4g .3-h .4x .3-h
Die Reimpaarstrophenform mit doppelter Waisenterzine ist ungewöhnlich. Die Dreiheber lassen sich mit klingender Kadenz auch vierhebig lesen (Isometrie). Schweikle interpretiert V. 14f. sowie V. 17f. als Langverse.
Inhalt: Minnehoffnung.
Der Sprecher blickt zuversichtlich in die Zukunft: Er wird nach Hause zurückkehren und diejenige finden, die er dort ließ, sodass sich beide gegenseitig mögliche Sorgen nehmen können. Er freut sich auf eine lange Liebesnacht.
Die Bewegung des Herzens hin zu der Dame wird verglichen mit dem Flug des Falken sowie mit dem Schweben des Adlers. Beide Vögel stehen im höfischen Kontext in langer Tradition: Der Falke als ritterlicher Jagdvogel ruft die Verbindung von Minne und Jagd auf, damit einhergehend das Motiv vom Zähmen durch die Dame, gleichzeitig aber auch die Ambivalenz zwischen Freiheit und Gefangensein; der Adler ist insbesondere als herrschaftliches Tier bekannt für seinen hohen Flug und die Schwierigkeit seiner Zähmung (vgl. zu Falke und Adler beispielsweise Schmidtke, S. 231–237, 285f.). Hier werden mit dem Vogelflug sowohl die Gedankenbewegung (wie beispielsweise bei C Mor 13–16 et al.) als auch die körperliche Reise verbildlicht. Zum Falken bei Reinmar vgl. auch B Namenl/91 83. V. 17 nahezu wortgleich mit B Dietm 15 et al., V. 5.
Die das Lied prägende Perspektive des Heimkehrenden veranlasst Jackson, S. 159–162, HMS IV, S. 140, folgend, in dem Lied ein Kreuzzugslied zu sehen.
Sandra Hofert