Überlieferung: Das vierstrophige Lied steht im Reinmar-Korpus in BC. Die Strophen sind in C durch die gleiche Initialfarbe als Toneinheit markiert. Lachmann und Haupt und ihnen folgend Vogt (MF/V) sowie Moser und Tervooren (MF/MT) verstehen die Strophen als zwei Wechsel (I+II, III+IV). In diesem Sinne argumentiert auch Brinkmann, S. 507. Einen ursprünglich zweistrophigen Wechsel (III+IV), der später erweitert wurde, vermutet Köhler, S. 179. Von Kraus (MF/K) fasst wiederum alle vier Strophen zu einem Lied zusammen, ändert jedoch ihre Anordnung entgegen der handschriftlichen Überlieferung (I, III, IV, II). Die formalen Parallelen sowie die inhaltlichen Bezüge lassen ein Verständnis als vierstrophiges Lied zu.
Form: .4a .4b / .4a .4b // .4c .3-d .4c .5-d
Es liegen achtversige Stollenstrophen mit isometrischem Aufgesang vor. In Str. III ist die Form besonders im Abgesang von B gestört: B III,7 reimt auf den unterfüllten V. 6 (in C nur ohne Auftakt) und auf V. 8; V. 5 ist eine Waise. Zusätzlich sind BC III,5 überfüllt und BC III,8 unterfüllt.
Überfüllt ist auch C I,8. Kein Auftakt in B I,6; BC II,2.4.7; B IV,3; BC IV,7.
Eine Strophenanapher verbindet BC III und IV.
Inhalt: Wechsel, bei dem zwei Männerstrophen von zwei Frauenstrophen gerahmt sind. Die Sprecher zeigen sich hoffnungsvoll, verhandeln gleichzeitig ihr Verhältnis zur Gesellschaft.
In der ersten Strophe klagt die Dame über die Abwesenheit ihres Ritters sowie über die Mißgunst der Gesellschaft. In der zweiten Strophe berichtet ein Mann von einem Ereignis, das ihn für den Rest seines Lebens freudig stimmt. In der dritten Strophe beteuert er seinen treuen Dienst und drückt seine Hoffnung auf ihr Entgegenkommen aus. In der vierten Strophe schließlich spricht wieder die Frau und stellt die Liebeserfüllung in Aussicht: Wie einen Kaiser will sie den Geliebten betten.
Hausmann sieht den Wechsel zweigeteilt: »Im ersten Strophenpaar (Str. I und II) handelt es sich um eine auf konkrete Erfüllung fixierte Minne, im zweiten (Str. III und IV) geht es um eine Minne, die auf genâde ausgerichtet ist und einem Ethos des Mannes entspricht« (S. 108). Kellner argumentiert dagegen: Es handele sich »nicht um eine Korrektur der Liebeskonstellation des ersten Strophenpaares durch das zweite [...]. Durchgängig wird also die Vorstellung einer wechselseitigen Liebe entfaltet« (S. 136).
Sandra Hofert