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Gottfried von Neifen, ›Seht an die heide‹ (C 84 85 86 87) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Neif 84 85 86 87

Kommentar

Überlieferung: unikal in C. Anschließend Freiraum für eine weitere Strophe.

Form: .2-a .3b 3-a .3b 3-a .3-a .3c / .2-a .3b 3-a .3b 3-a .3-a .3c // .2-d .3e .2-d .3e 3-d .3e 3-d .3-d .3e

In I,4 Hebungsprall, I,17 ist überfüllt (.3-d). Zahlreiche grammatische Reime verbinden die kurzen Verse über das Schema hinaus.

Die Strophengliederung wird wiederholt durch Hebungsprall zwischen erster und zweiter Hebung unterstützt, der den Abschlussvers beider Stollen und des Abgesangs prägen kann (die Textherstellung bei von Kraus macht diesen Ansatz teils durch Konjekturen, teils durch Verschriftlichung der Aussprachemöglichkeit zum ausnahmslosen Prinzip, vgl. den Lesartenapparat 2 und von Kraus, S. 114f.). So kommt es in III,23 und IV,23 zum Hebungsprall, wenn sie (analog zu Str. I,23 und II,23) mit Auftakt realisiert werden (was außerdem der Satzbetonung in IV,23 in die Hände spielt). Mit II,14 sowie (ausgehend von der Wortbetonung) IV,7 und IV, 14 legen des Weiteren dreimal die Abschlussverse von Stollen einen Auftakt nahe. Nimmt man dies als Hinweis aufs Schema und realisiert alle Verse 7 und 14 mit Auftakt, kommt es auch an dieser Stelle wiederholt zum Hebungsprall. von Kraus, S. 115, überträgt das Prinzip des Hebungspralls auch auf den ersten Vers und setzt für ihn vor der Kadenz anders als hier drei Hebungen an.

Inhalt: Die außergewöhnliche klangliche Durchgliederung der Minneklage wird inhaltlich kontrastiert durch eher punktuell hervorstechende, sich teilweise strophenübergreifend wiederholende Motive und Bildbereiche.

I ist ein Natureingang. Im ersten Stollen spricht das Ich die Rezipienten an (seht) und stellt ihnen den Frühling als oͮgenweide (I,3) und Natur in manigem hu̍bschen kleide (I,6) vor Augen. Der zweite Stollen thematisiert den Schmerz und das twingen (I,11), die der Winter verursacht. Das Wort valwe (I,12) bildet einen überraschenden Übergang zum Thema der fröhlichen Mädchen, da es nicht etwa die Winternatur beschreibt, sondern eine Haarfarbe. Auch der Abgesang verbindet Natur- und Gesellschaftssphäre: Es kontrastieren sne (I,16) und bluͦmen unde [...] kle (I,18), die nicht etwa auf einer Wiese, sondern uf des meigen strâssen (I,19) verortet werden. Dort und nicht in den Bäumen ›sitzen‹ auch die Vögel (vgl. I,21), was deren Sanges-Wettstreit (vgl. I,21) – ein häufiges metapoetisches Motiv – anthropomorphisiert. In Str. II–IV redet das Ich jeweils nicht nur die personifizierte Minne an, sondern spricht auch über sie, wobei durch unklaren Bezug der Personalpronomen Minne, Geliebte, in II und III auch Minnewunde als ein Thema miteinander verschwimmen. Wiederkehrendes Motiv in II–IV ist der rote Mund. Im Aufgesang von II stehen der Liebesschmerz und das bisher erfolglose, nun erneute Singen des Ichs im Mittelpunkt, im Abgesang der erwünschte Lohn, der Heilmittel für die Minnewunde (II,19) ist, nämlich der Kuss der Geliebten. Dabei greift das Ich in Str. II und III in metonymischer Rede die Naturmetaphorik auf: Der Kuss ist roter danne ein bluͦt (II,18) und rosen rot (III,7). Str. III lässt kaum thematische Gliederung erkennen und mischt unterschiedliche Motive der Minneklage. In Str. IV hebt das Ich die Doppelgesichtigkeit der Minne hervor, sie ist einmal Ursache für Liebesschmerz, einmal Heilmittel dagegen. Im Abgesang der Strophe werden Minne und Geliebte als sorgen troͤsterinne (IV,19) angeredet: zunächst die Minne (vgl. IV,14–22), der erwünschte Kuss ist dann jedoch Übergang zur Anrede des metonymischen Mundes: sprich ja, roter munt! (IV,23).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 15.01.2019.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 36va
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