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Neidhart, ›Ir einer, der ist kal‹ (C 35–40) Lied zurückDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Handschriftlich unter Neidhart in R, c und C mit unterschiedlichem Strophenbestand. Die nach R, C und c erste Strophe ist darüber hinaus als Einzelstrophe in A unter Gedrut überliefert.

Das fehlende Notazeichen vor C 35 spricht dafür, dass der Schreiber die vorangehende Strophe C Neidh 34, von der wegen Blattverlusts nur die letzten drei Verse tradiert sind, zum vorliegenden Lied gerechnet hat. Soweit erkennbar, stärken Metrik (V. 9 ist möglicherweise vom vorangehenden Blattverlust betroffen) und Reimform diesen Befund; Dreireim im Abgesang begegnet dabei wiederholt (vgl. Becker, S. 125), gleichversigen siebenhebigen Abgesang hat von den Winterliedern der Pergamenthandschriften nur das vorliegende (vgl. Brunner, S. 154). Inhaltlich ist die Zuordnung jedoch schwierig: Die Strophe, die »in der gesamten Neidhart-Überlieferung keine Parallele« hat Voetz, S. 399f.), thematisiert gegenwärtige Sommernatur und den Tanz der doͤrper, was kaum zum folgenden Winternatureingang passt; seit Nei/Wie, Anmerkung zu LVI,12, wird die Strophe daher übereinstimmend als Teil eines voranstehenden, verloren gegangenen Lieds aufgefasst (vgl. Voetz, S. 400).

Die Nachtragsstrophe R Neidh 227 ist hier mit SNE aufgrund der handschriftlichen Position neben R Neidh 226, der Strophenreihenfolge in den Drucken sowie des Charakters als Trutzstrophe als Schlussstrophe aufgenommen (vgl. SNE 3, S. 222).

Über die handschriftliche Überlieferung hinaus liegt das Lied in den Augsburger, Nürnberger und Frankfurter Neithart-Fuchs-Drucken vor, die hier nicht ediert sind. Sie bieten grundsätzlich den Strophenbestand von R und c.

Form: .3a .3a .3b .3c / .3d .3d .3c .3c // .7-e .7e .7e

Die Form ist relativ frei, Auftakte variieren.

Inhalt: Winterlied. Die Versionen in C und R sind (ohne die Fragmentstrophe C Neidh 34) sechs­stro­phig. Während R ein kanonisches Lied Neidharts (Malcher, S. 303) plus abschließender Trutzstrophe (R VI / c VII) bringt, teilt C statt Trutzstrophe R III auf zwei Strophen auf: Der Aufgesang von R III entspricht dem Aufgesang von C IV, der Abgesang von R III dem Abgesang von C V. Die zehn­stro­phige c-Version führt die sechs C-Strophen sowie die Trutzsstrophe aus R und hängt diesen sieben Strophen drei weitere an.

Die C-Version teilt sich in zwei Klage­stro­phen, in denen Dienen und Singen gleichgesetzt werden, und vier Strophen, in denen das Ich sich mit dörpern auseinandersetzt. Der programmatische Name Ru̍wental wird in C IV und V genannt, in R in den beiden letzten Strophen R V und in der Trutzstrophe VI, die das Thema des Singens wieder aufgreift.

Die drei Zusatz­stro­phen in c sind wieder dörper-Strophen: In c VIII beklagt das Ich, dass ihm der Käse zerschnitten wurde, in c IX und X, dass ihm Vollrat ein Huhn erschlagen hat; das Ich überlegt in c X,9, als Vergeltung Vollrats Schwester zu erstechen. Der Titel des Lieds in c (Der widerslag) nimmt wörtlich auf die Trutzstrophe Bezug (vgl. c VII,10: kaiser Otto kund den widerslag nÿe verpieten).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 05.11.2020; zuletzt geändert am 20.01.2022.
Gehört zur Anthologie: Neidhartisches Winterlied
 C Neidh 38 (97) = SNE I: R 32 (C IV); HW 177,1; WL 17Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 275ra
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