Überlieferung: unikal in M.
Form (lateinische Strophen): 7' 7' 7' 7' ‖ aaaa
Strophe I weicht von diesem Schema ab, da V. 3 eine Silbe zu wenig aufweist und V. 3f. reimlos sind.
Form (deutsche Strophen): 4a 4a 4a 4a
Je zwei identische Verspaare, angeordnet nach dem Muster ABBA.
Zwei statt einer deutschen Strophe (bzw. Versikel) weisen nur CB 148, 174, 180 und 181 auf. Das gleichbleibende Versmaß und die monorime Struktur der lateinischen Strophen und der deutschen Strophe sowie die Wiederholungen suggerieren einen ›volksliedhaften‹ Charakter. Der trochäische Rhythmus ist häufig in Refrainliedern und Liedern mit Tanzthematik (vgl. Sayce 1992, S. 134ff.). Die Form von Strophe IV weist zudem Parallelen zum Refrain von CB 180 auf. Waren die Verspaare der deutschen Strophen ursprünglich Refrains? In der Handschrift beginnt wenig später (auf fol. 70v) die Gruppe der Refrainlieder (vgl. Sayce 1982, S. 243ff.).
Inhalt: Appell des Sängers an die Geliebte um Gunstbeweise, vermengt mit Frauenpreis. Der Ausruf in I,3f. lässt vor dem inneren Auge eine Tanzsituation entstehen.
Spanke und Vollmann vermuten, dass CB 174 aufgrund inhaltlicher und lexikalischer Parallelen vom selben Verfasser wie CB 173 stamme (vgl. CB/V). Die Wendungen sind jedoch zu topisch, um Zufall oder thematisch-motivische Gruppierung der Lieder ausschließen zu können.
Vermutlich wurden die lateinischen nach dem Vorbild der deutschen Strophe gedichtet: Der Imperativ chum(e) wird mit I,1 »grammatisch variiert«, mache mich gesunt wird zu ne me mori facias, die Erwähnung des Mundes wird zum zweistrophigen Frauenpreis erweitert (vgl. CB/V). I,1f. korrespondiert mit IV,1f., aber anstatt das Verspaar wie in Strophe IV zu verdoppeln, ergänzt der Verfasser I,3f. als »relatively meaningless fillers [...], made up of words of a type particularly common in refrains« (Sayce 1982, S. 243). Uneinigkeit herrscht darüber, ob die deutschen Strophen eine Frau oder ein Mann spricht oder ob es sich um eine Art Wechsel oder Dialog handelt (vgl. CB/V, Edwards, S. 272 sowie den Apparat zu IV,1‒4).
Theresa Höfle / Florian Kragl
M Namenl/69v/1 1 = CB 174,1Zitieren | |||
![]() Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 69v | |||
I | |||
M Namenl/69v/1 2 = CB 174,2Zitieren | |||
![]() Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 69v | |||
II | |||
M Namenl/69v/1 3 = CB 174,3Zitieren | |||
![]() Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 69v | |||
III | |||
M Namenl/69v/1 4 = CB 174a,1Zitieren | |||
![]() Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 69v | |||
IV | |||
M Namenl/69v/1 5 = CB 174a,2Zitieren | |||
![]() Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 69v | |||
V | |||