Überlieferung: Das Lied ist mit fünf Strophen in C überliefert, G1 gibt fragmentarisch drei Strophen; hier fehlt der Beginn, aber auch die in C letzte Strophe. Die Argumentation innerhalb des Liedes ist stringent, die Strophenreihenfolge nach C daher unstrittig.
Form: 4a .5b / 4a .5b // .4c 5c .2d 6d
Achtversige Stollenstrophe. Die Auftaktgestaltung ist nicht ganz regelmäßig (II,2 und V,2 etwa ohne Auftakt, dafür aber Auftakt in IV,8), in einigen Fällen finden sich zusätzliche Hebungen (signifikant etwa in I,2 oder I,8), mehrfach auch dreisilbige Takte (etwa in II,6 oder V,2) und Synalöphen (III,3 und IV,6).
Inhalt: Frauen-/Gesellschaftskritik.
Das Lied beginnt als bittere Klage. Dabei wird zunächst das personifizierte gelu̍ke (I,4) kritisiert, weil es nicht auf die Menschen voller tru̍we hört. Str. II setzt die allgemeine Klage fort, zuht sei nichts mehr wert, ere unde guͦt werden hingegen denjenigen zuteil, die sich schlecht verhalten (II,7f.). Das ist aus Sicht des Sängers auch mit der existentiellen Not verbunden, dass er mit seinen Liedern, in denen er die höfischen Werte vertritt, nichts mehr gewinnen kann. In Str. III werden die Frauen für den Verfall der Gesellschaft und sogar für das schlechte Verhalten der Männer verantwortlich gemacht; Minne sei nämlich nur noch mit unfuͦge zu erwerben (III,8). Erst in Str. IV werden in einer Art captatio benevolentiae die wol bescheiden wib (IV,6) von der Kritik ausgenommen, ähnlich in V,1f., wo dann die guten Frauen und Männer selig gepriesen werden. Ihnen würde das Sänger-Ich gerne dienen. Als Fazit bleibt jedoch die etwas bittere Prognose, dass es einen grundsätzlichen Wandel in der Welt bräuchte, sonst droht das Ich, seinen Gesang künftig sein zu lassen.
Bisweilen wurde das Lied (etwa bei Halbach, S. 86) als Teil der Reinmar-Walther-Fehde angesehen.
Björn Reich