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Walther von Mezze, ›Dir enbiuͤtet, edel riter guͦt‹ (A 9 10 11 12) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

A Mezze 9 10 11 12

Kommentar

Überlieferung: Die vier nur in A und unter Walther von Mezze überlieferten Strophen bilden einen rätselhaften Überlieferungs­komplex in inhaltlicher und formaler Hinsicht.

In den älteren Ausgaben werden die Strophen Walther von Mezze ab­erkannt. »Sprache und glatter Rhythmus werden […] als Indizien für eine Entstehung des Liedes [scil. Str. II–IV] in zeitlicher Nähe Reinmars gewertet. Die Assonanz der ersten [hier: zweiten] Strophe (zît/wîp) könnte […] auf eine frühere Entstehungszeit hinweisen.« (Kasten, S. 583) Str. II–IV haben als »nette[s] Liedchen[]« (MF/KU, S. 13) Eingang in die Anonyma von MF gefunden, Str. I war dort in den Anm. als Einzelstrophe notiert und wurde erst von MF/MT, allerdings als separates Lied, in den Editionsteil gesetzt. Im Mezze-Korpus von KLD fehlen sie.

Form: Die vier Strophen sind ähnlich gebaut, ein gemeinsames Strophenschema lässt sich ihnen aber nicht abringen. Nur in den Auftakten variieren Str. II–IV:

(.)4a (.)4b / 4a (.)4b // 4c (.)4c

Str. I weicht stärker ab:

.4a .4a 4b .4b 3-c .3-c

Sie besteht, wenn man die Kadenzen von V. 5/6 als klingende deutet, aus Versen derselben Hebungszahl (sodass die Realisation auf dieselbe Melodie relativ unproblematisch wäre), bietet aber ein leicht verändertes Reim­schema und kadenziert in V. 5/6 anders. Asynaphie bei V. 2/3 und 4/5 betont die Paarreime, imitiert aber zugleich die Gliederung der Kanzone von Str. II–IV und findet auch in der dortigen Auftaktbehandlung eine Entsprechung.

Inhalt: Die inhaltliche Verfasstheit spiegelt die formalen Verhältnisse wider, insofern auch der inhaltliche Zusammenhalt der vier Strophen prekär ist. Str. I bietet eine Botenrede an einen riter (I,1), dem von einer ihn liebenden frowe (I,2) ein Brief bestellt wird. Statt des zu erwartenden Briefinhalts setzt Str. II neu an, wenn man nicht den Natureingang in II,1–3 als Kürzestbrief lesen möchte. Spätestens ab II,4 spricht ein konventionelles Ich, dessen Freude im trost (II,5) durch daz beste wip (II,4) besteht. Str. III schließt daran an und skizziert rückblickend eine Begegnung des Ichs mit der minneclichen (III,4), die als Grund für die in Str. II zum Ausdruck gebrachte Freude gelten mag. Mit Str. IV reißt der rote Faden erneut, wenn daz aller beste wip (IV,2) aus Str. II nun seinetwegen weint oder sich weinend von ihm entfernt und seine Nähe und seinen Trost sucht; ihre Klage kommt plötzlich und unvermittelt, gibt aber dem Ich Gelegenheit, ihr diesen trost (IV,4) zu verheißen.

Während Str. II und III eine kompakte inhaltliche Einheit bilden, sind die Brüche zwischen I und II sowie zwischen III und IV eklatant, sodass die ältere Forschung nicht nur Str. I vom Lied abtrennte, sondern auch die Frage diskutierte, ob Str. IV noch als Teil des Liedes zu betrachten wäre (Ipsen, S. 315f.; vgl. von Kraus, S. 12f.). Auch die Paragraphenzeichen von A setzen zwei Lieder an (I und II–IV). Ein inhaltlicher Zusammenhang ließe sich zwar imaginieren, etwa dergestalt, dass die Überbringung eines Briefes das Ich zu einer Glücksbekundung mit Natureingang und zum Rückblick auf eine glückliche Begegnung anregt; Str. IV könnte dann in direkter Rede die Botschaft der frowe (die zugleich daz beste wip wäre) sein, auf die das Ich pointiert reagiert. Alleine, die Strophen deuten einen solchen Zusammenhang kaum an, sodass der Eindruck des Fragmentarischen besteht.

Denkbar wäre, den formalen Eigensinn von Str. I als Parallele zur inhaltlichen Absetzung der Str. als Botenrede zu begreifen. Dies setzte freilich eine inhaltliche Zusammengehörigkeit der Strophen voraus, die aber ihrerseits dringend einer formalen Absicherung bedürfte. Die petitio principii hält die Lied­ein­heit in Schwebe.

Florian Kragl

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2016; zuletzt geändert am 20.01.2024.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
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