Überlieferung: Die Sangspruchstrophe ist (mit B3 KonrW 1 et al.) die am breitesten und am frühesten tradierte des Hoftons Konrads: Sie findet sich in der Basler Rolle (B3) vom Ende des 13. Jahrhunderts, in K (um 1300) und, als anonymer Marginaleintrag, in M2 (13./14. Jahrhundert). In C ist sie die letzte religiöse Strophe des Ton-Korpus, in J steht sie zwischen der Trinitäts- und der Eucharistiestrophe. Eingang gefunden hat die Strophe außerdem in zwei jüngere Barbildungen in k, wo sie sowohl Teil eines Dreier- als auch eines Fünferbars ist. Im Ersteren (k KonrW/HofT 9 10 11) ist sie gerahmt von zwei weiteren Marienpreisstrophen, im Letzteren (k KonrW/HofT 19 20 21 22 23), das alle geistlichen Hofton-Sprüche Konrads in der Reihenfolge von C aufgreift und diese um eine jüngere Eingangsstrophe ergänzt, bildet sie die Schlussstrophe.
Form: .7-a .7-a (.)3-a+.4b / .7-c .7-c (.)3-c+.4b // (.)8*7d (.)4d+.3-e / .7-e .7-e (.)3-e+.4b,
Tonkommentar.
Inhalt: Marienpreis, der die mariologischen Dogmen der Gottesmutterschaft und der Jungfrauengeburt nur recht kurz im ersten Stollen streift, um dann insbesondere auf die Menschwerdung Gottes durch Maria einzugehen – somit sind hier »Marien- und Gotteslob miteinander vermischt« (Miedema, S. 65). Die Inkarnation wird dabei anhand mehrerer traditioneller Paradoxe verhandelt (dazu Miedema, S. 153f.): Gott ist nicht greifbar und trotzdem freiwillig ›eingefangen‹ in Maria; er ist in seiner Allmacht ubergros (C 7) und doch verborgen in ihren engen bru̍ste[n] (C 6); er wird in Maria menschlich und bleibt doch Gott (C 9); er ist schließlich Wort und Fleisch (C 10) zugleich.
Stephanie Seidl
K KonrW 2 = Schr XXXII 4; RSM ¹KonrW/7/4dZitieren | |||
Lat.-dt. Baseler Liederhandschrift (Basel, UB, B XI 8), fol. 162r | |||