Überlieferung: Das zweistrophige Lied ist unikal in C überliefert; der Schreiber hat Raum für eine dritte Strophe gelassen.
Form: 3x .4a / 3x .4a // 5-x 4-b 5-x 4-b 3c 4c (aus Gründen der Übersichtlichkeit notiert das Strophenschema nur die End-, nicht die Binnenreime; Hebungszahl nach Brauneck, S. 26f.)
Kanzonenstrophe, die nahezu durchgehend mit Schlagreimen arbeitet, wobei der Aufgesang nur einsilbige Wörter reimt, während der Abgesang erst aus zweisilbigen Wörtern (V. 5–8), dann aus ein- und zweisilbigen Wörtern (V. 9f.) besteht. Nach den Schlagreimen, die es nahezu unmöglich machen, die Verse zu rhythmisieren und sie so der Prosa annähern, nennt die Forschung das Lied ›Schlagreimlied‹. Lediglich die Schlüsse von V. 2, 4, 6, 8, 9 und 10 sowie die Mittelreime in V. 9f. scheren hier aus und arbeiten die stollige Struktur der Strophe heraus (so z. B. Stridde, S. 210). An ihnen orientiert sich auch die hier gewählten Darstellung, die sich freilich nicht durchgehend auf die Handschrift stützen kann, deren formale Markierungen inkonsistent sind (vgl. die Reimpunkte in Str. II). Im Vortrag dürfte die Form ohnehin durch die »Explosion der Klänge« (Braun, S. 228) überlagert worden sein.
Inhalt: Str. I verbindet den winterlichen Natureingang mit einem Rückblick auf das sommerliche Tanz- und Minnevergnügen der Jugend. In Str. II redet das Sprecher-Ich die Frau an – und zwar als ›Braut‹, was eine Diskussion darüber angestoßen hat, ob es sich beim ›Schlagreimlied‹ um Marien-, nicht um Minnelyrik handelt –, lobt sie und fordert sie auf, das (nicht nur: sein) Liebesleid zu lindern.
Manuel Braun / Stephanie Seidl