Überlieferung: Die Strophe ist in C und in k überliefert, wo sie an vierter Stelle eines Fünferbars steht, das alle geistlichen Hofton-Sprüche Konrads in der Reihenfolge von C aufgreift und diese um eine Eingangsstrophe ergänzt.
Form: .7-a .7-a (.)3-a+.4b / .7-c .7-c (.)3-c+.4b // (.)8*7d (.)4d+.3-e / .7-e .7-e (.)3-e+.4b,
Tonkommentar.
Die Reime des Abgesangs sind unrein; dass sich der Schreiber dieser Problematik bewusst war, sieht man an seinem (nachträglich wieder zurückgenommenen) Versuch, wunden an su̍nden anzupassen.
Inhalt: Die Strophe eröffnet mit einem durchaus verstörenden Szenarium des Jüngsten Gerichts: Gott werde als ›iudex iustus‹ die Menschheit für seinen Kreuzestod bestrafen und als Beweismittel das Blut seines Martyriums anführen. Gnade könne lediglich seine Mutter erwirken, die nun, in Form eines »beinahe sinnlich-erotischen, sehr intensiv vorgestellten Bildes der stillenden Maria« (Kokott, S. 217) direkt angesprochen wird: Ihre blanke milch (C 5) könne das rote Blut ihres Sohnes kompensieren, der Anblick ihrer Brüste auch dann Erbarmen garantieren, wenn die Wundmale Jesu eigentlich den grimmen zorn (C 6) Gottes erwirkten (zu diesem Motiv vgl. Nowak, S. 238). Aufgrund der eindringlichen Bildlichkeit der Strophe werden Geburt und Tod Christi in ihrer heilsgeschichtlichen Bedeutung – er wart verseret unde du swanger durh der menschen su̍nden (C 9) – besonders sinnfällig.
Stephanie Seidl
C KonrW 96 = Schr XXXII 3; RSM ¹KonrW/7/3aZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 389va | |||