Lyrik des deutschen Mittelalters

Überlieferung

Kommentar

Überlieferung: Das dreistrophige Lied ist unikal in C überliefert.

Form: 5-a 4b 7c / 5-a 4b 7c // 5-d 4e / 5-d 4e 7c.

Kanzonenstrophe mit Steg und angereimtem dritten Stollen.

Inhalt: Allgemeines Minnelied, das dem negativen Stimmungswert des winterlichen Natureingangs (Str. I) das erotische Liebesglück in Gestalt »eines Gedankenexperiments« (Meyer, S. 189) entgegensetzt (Str. II), um mit einem allgemeinen Frauenpreis zu enden (Str. III).

Manuel Braun/Stephanie Seidl

► Literatur

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019.

Gehört zur Anthologie: Allgemeines Minnelied


		C KonrW 30 = Schr XII 1Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 385vb
		I

		[ini S\|2\|rot]ch{o^vw\|ouw}ent, wie d{u^i\|iu} heide #sich enpfer-/wet·!
		liehte bl{#v^o\|uo}me#n #vn#d gras·
		h{a\|â}nt / ir gelfen #vn#d ir[[3 i¬ir wu#nne{k\|c}l{i\|î}che#n #sch{i\|î}n~i$ die unflektierte Form des Poss.pron. i¬ir~i ist im Plural aller Genera bis ins späte Mittelalter hinein gebräuchlich (h¬25~hMhd. Gramm. § M 43).]] wu#nne{k\|c}l{i\|î}che#n #sch{i\|î}n v#erlor#n·./
		in ein tr{u^e\|üe}be{s\|z} kleit der walt #sich ger-/wet·,
		d#er mit gr{u^e\|üe}ne#m l{o^v\|ou}be was·
		#v_n\|m_bevan-//[386ra]gen; [[2i¬umbevangen~i Schr]] h{u^i\|iu}re bl{#v^o\|uo}te [[3 i¬bl{#v^o\|uo}te~i: 3. Sg. Ind. Prät. zum rückumlautenden V. i¬blüejen~i ›blühen‹ (Le I, Sp. 313).]] man{i\|e}c r{o\|ô}#se<<dorn·,
		d#er vil #sch{o\|ô}-/ne zierte d#c gevilde·:
		n#v #sint #s{i\|î}ne [[3 i¬#s{i\|î}ne~i$ Im Nom. (und Akk.) Pl. Neutr. ist die Endung -i¬e~i anstelle von -i¬iu~i im Obd. belegt (h¬25~hMhd. Gramm. § M 29).]] l{o^v\|öu}ber [[3 i¬l{o^v\|öu}ber~i Pl. des stN. i¬loup~i ›Blatt‹ (Le I, Sp. 1970).]] / v{a\|â}l·.
		ir ged{o^e\|œ}ne #selt{z\|s}{e\|æ}n[[3 i¬seltsæne~i Adj. ›wunderbar, fremdartig‹ (Le II, Sp. 872).]] #vn#d wilde·
		#sanc d{u^i\|iu} / liebe nahtegal·,
		d{u^i\|iu} f{u^i\|ü}r #s{u^e\|üe}{#s#s\|z}e #sti#mme #sende[ho {#s\|z} ho] / tr{u\|û}ren h{a\|â}t erkorn·./


		C KonrW 31 = Schr XII 2Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 386ra
		II

		[ini K\|2\|rot]lage ein man niht lil#ie#n #vn#d r{o\|ô}#sen·
		no{h\|ch} / di#v kleine#n vo[mut l mut][ins g ins]ell{i\|î}n,##· [[1 i¬vogell{i\|î}n~i$ i¬g~i aus i¬l~i gebessert]]
		der mit h#erzelie-/be #i{a\|â}rlanc #spilnder wu#nne pflig[ho e ho]t·!
		d#er v#ergi{#s#s\|zz}et / wol der z{i\|î}tel{o\|ô}#sen,#· [[3 i¬zîtelôse~i swF. ›Narzisse‹. Häufig wird sie, wie hier, zusammen mit i¬vîol~i, i¬lil#ie~i und i¬rôse~i erwähnt (Le III, Sp. 1138).]]
		#swe#nne er b{i\|î} dem tr{u\|û}te / #s{i\|î}n·
		n{a\|â}he #vn#d wu#nne{k\|c}l{i\|î}che di#se lange [mut #s mut][ins %N ins]eh/te liget·.[[1 i¬%Neh/te~i das i¬N~i scheint ausi¬ #sl~i gebessert zu sein]][[1 i¬liget~i$ i¬g~i aus i¬d~i gebessert?]] [[3 i¬di#se lange %Nehte~i$ nach dem Demonstrativpronomen i¬diser, disiu, diz~i ist sowohl die schwache wie die starke Adjektivflexion möglich (Weinhold, Mhd. Gramm. § 520.)]]
		im i#st ba{s\|z} danne ob er v{i\|î}ol br{e\|æ}che;· /
		wan #sol w{i\|î}{b\|p} f{u^i\|ü}r bl{#v^o\|uo}men loben·. [[3 i¬wan~i ist alem. Nebenform zu i¬man~i (Le I, Sp. 2023).]]
		#sw#er niht / wol getr{u^iw\|iuw}en fr{ow\|ouw}e#n #spr{e\|æ}che·,
		der wolte /an im #selben toben·.
		w{e\|ê} dem ma#nne, d#er niht / h{o\|ô}he w{i\|î}bes g{#v^e\|üe}te wiget·! /


		C KonrW 32 = Schr XII 3Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 386ra
		III

		[ini P\|3\|rot]%R{i\|î}#sen wir d[ho i ho]e[exp r exp] mi#nne{k\|c}l{i\|î}che#n fr{ow\|ouw}en· /
		f{u^i\|ü}r des liehte#n meien bl{#v^o\|uo}t·
		#vn#d f{u^i\|ü}r d#er / wilden kleine_\|n_ [[2 i¬cleinen~i Schr]] vogell{i\|î}ne #sanc·!
		ir geb{e\|æ}rde, ir / lachen #vn#d ir #sch{o^vw\|ouw}e#n·
		heilent mi#nne<<#sieche#n / m{#v^o\|uo}t·
		ba{s\|z} danne alle bl{u^o\|uo}me#n #sch{o\|œ}ne r{o\|ô}t, / gel #vn#d blanc·.
		w{i\|î}{b\|p} #sint be{#s#s\|zz}er da#nne vil ge#stei-/nes##·
		oder #silber #vn#d golt.#·
		{#v\|û}f der erde#n wart / nie niht #s{o\|ô} reines·
		#sam der #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}en w{i\|î}be¦#solt·. [[3 i¬solt~i stM. ›Lohn, Gabe, Geschenk‹ (Le II, Sp. 1055).]] /
		wol im, der v#er#schulde#n [[3 i¬verschulden~i swV., hier in der Bedeutung ›verdienen‹ (Le III, Sp. 220).]]kan ir #senften #vmbe-#Zvanc·! /


		C KonrW 30 = Schr XII 1Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 385vb
		I

		[ini S\|2\|rot]ch{o^vw\|ouw}ent, wie d{u^i\|iu} heide #sich enpfer-/wet·!
		liehte bl{#v^o\|uo}me#n #vn#d gras·
		h{a\|â}nt / ir gelfen #vn#d ir[[3 i¬ir wu#nne{k\|c}l{i\|î}che#n #sch{i\|î}n~i$ die unflektierte Form des Poss.pron. i¬ir~i ist im Plural aller Genera bis ins späte Mittelalter hinein gebräuchlich (h¬25~hMhd. Gramm. § M 43).]] wu#nne{k\|c}l{i\|î}che#n #sch{i\|î}n v#erlor#n·./
		in ein tr{u^e\|üe}be{s\|z} kleit der walt #sich ger-/wet·,
		d#er mit gr{u^e\|üe}ne#m l{o^v\|ou}be was·
		#v_n\|m_bevan-//[386ra]gen; [[2i¬umbevangen~i Schr]] h{u^i\|iu}re bl{#v^o\|uo}te [[3 i¬bl{#v^o\|uo}te~i: 3. Sg. Ind. Prät. zum rückumlautenden V. i¬blüejen~i ›blühen‹ (Le I, Sp. 313).]] man{i\|e}c r{o\|ô}#se<<dorn·,
		d#er vil #sch{o\|ô}-/ne zierte d#c gevilde·:
		n#v #sint #s{i\|î}ne [[3 i¬#s{i\|î}ne~i$ Im Nom. (und Akk.) Pl. Neutr. ist die Endung -i¬e~i anstelle von -i¬iu~i im Obd. belegt (h¬25~hMhd. Gramm. § M 29).]] l{o^v\|öu}ber [[3 i¬l{o^v\|öu}ber~i Pl. des stN. i¬loup~i ›Blatt‹ (Le I, Sp. 1970).]] / v{a\|â}l·.
		ir ged{o^e\|œ}ne #selt{z\|s}{e\|æ}n[[3 i¬seltsæne~i Adj. ›wunderbar, fremdartig‹ (Le II, Sp. 872).]] #vn#d wilde·
		#sanc d{u^i\|iu} / liebe nahtegal·,
		d{u^i\|iu} f{u^i\|ü}r #s{u^e\|üe}{#s#s\|z}e #sti#mme #sende[ho {#s\|z} ho] / tr{u\|û}ren h{a\|â}t erkorn·./


		C KonrW 31 = Schr XII 2Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 386ra
		II

		[ini K\|2\|rot]lage ein man niht lil#ie#n #vn#d r{o\|ô}#sen·
		no{h\|ch} / di#v kleine#n vo[mut l mut][ins g ins]ell{i\|î}n,##· [[1 i¬vogell{i\|î}n~i$ i¬g~i aus i¬l~i gebessert]]
		der mit h#erzelie-/be #i{a\|â}rlanc #spilnder wu#nne pflig[ho e ho]t·!
		d#er v#ergi{#s#s\|zz}et / wol der z{i\|î}tel{o\|ô}#sen,#· [[3 i¬zîtelôse~i swF. ›Narzisse‹. Häufig wird sie, wie hier, zusammen mit i¬vîol~i, i¬lil#ie~i und i¬rôse~i erwähnt (Le III, Sp. 1138).]]
		#swe#nne er b{i\|î} dem tr{u\|û}te / #s{i\|î}n·
		n{a\|â}he #vn#d wu#nne{k\|c}l{i\|î}che di#se lange [mut #s mut][ins %N ins]eh/te liget·.[[1 i¬%Neh/te~i das i¬N~i scheint ausi¬ #sl~i gebessert zu sein]][[1 i¬liget~i$ i¬g~i aus i¬d~i gebessert?]] [[3 i¬di#se lange %Nehte~i$ nach dem Demonstrativpronomen i¬diser, disiu, diz~i ist sowohl die schwache wie die starke Adjektivflexion möglich (Weinhold, Mhd. Gramm. § 520.)]]
		im i#st ba{s\|z} danne ob er v{i\|î}ol br{e\|æ}che;· /
		wan #sol w{i\|î}{b\|p} f{u^i\|ü}r bl{#v^o\|uo}men loben·. [[3 i¬wan~i ist alem. Nebenform zu i¬man~i (Le I, Sp. 2023).]]
		#sw#er niht / wol getr{u^iw\|iuw}en fr{ow\|ouw}e#n #spr{e\|æ}che·,
		der wolte /an im #selben toben·.
		w{e\|ê} dem ma#nne, d#er niht / h{o\|ô}he w{i\|î}bes g{#v^e\|üe}te wiget·! /


		C KonrW 32 = Schr XII 3Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 386ra
		III

		[ini P\|3\|rot]%R{i\|î}#sen wir d[ho i ho]e[exp r exp] mi#nne{k\|c}l{i\|î}che#n fr{ow\|ouw}en· /
		f{u^i\|ü}r des liehte#n meien bl{#v^o\|uo}t·
		#vn#d f{u^i\|ü}r d#er / wilden kleine_\|n_ [[2 i¬cleinen~i Schr]] vogell{i\|î}ne #sanc·!
		ir geb{e\|æ}rde, ir / lachen #vn#d ir #sch{o^vw\|ouw}e#n·
		heilent mi#nne<<#sieche#n / m{#v^o\|uo}t·
		ba{s\|z} danne alle bl{u^o\|uo}me#n #sch{o\|œ}ne r{o\|ô}t, / gel #vn#d blanc·.
		w{i\|î}{b\|p} #sint be{#s#s\|zz}er da#nne vil ge#stei-/nes##·
		oder #silber #vn#d golt.#·
		{#v\|û}f der erde#n wart / nie niht #s{o\|ô} reines·
		#sam der #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}en w{i\|î}be¦#solt·. [[3 i¬solt~i stM. ›Lohn, Gabe, Geschenk‹ (Le II, Sp. 1055).]] /
		wol im, der v#er#schulde#n [[3 i¬verschulden~i swV., hier in der Bedeutung ›verdienen‹ (Le III, Sp. 220).]]kan ir #senften #vmbe-#Zvanc·! /