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Friedrich der Knecht, ›Wil mir ein wib genedig sin, so wirt min rat‹ (C 20 21) Lied zurückDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung und Form: A und C überliefern, im Rückgriff auf eine gemeinsame Vorlage *AC, das zwei­stro­phige Lied in eng verwandter Gestalt, ordnen es jedoch unterschiedlichen Autoren zu: A Leuthold von Seven, C – wohl mit mehr Recht – Friedrich dem Knecht. Das Paragraphenzeichen in A und die Initialen in C weisen die beiden Strophen als zusammenge­hörig aus.

Entsprechend ordnet die Edition die Verse in Str. I so an, dass deren Bau dem von Str. II nahekommt:

Str. I: .6a 6a .3-b .3-b .2a .2a .4a 3-c .2c 7-c

Str. II: .6a 6a .3-b .3-b .2a .2a .4a 3-c .2x 7-c

Das setzt freilich voraus, dass man sich über die Reimpunkte in C hinwegsetzt. Folgte man diesen, wären die Strophen ungleichversig (Str. I: 12 Verse, Str. II: 10 Verse) und ungleich gebaut (Str. I: Kanzonen-, Str. II: Reienstrophe), womit ihre Zusammengehörigkeit in Frage stände:

Str. I: .4a .2b / 4a .2b // .3-b .3-b .2a .2a .4a 8-c .2x .3-c

Str. II: .6a 6a .3-b .3-b .2a .2a .4a 3-c .2x 7-c

Um die beiden Strophen einander anzunähern, macht die Edition in Str. I aus den Stollen lange Verse (bei sin und min kann es sich ja durchaus um einen nur zufälligen Gleichklang handeln) und deutet also auch jene als Reienstrophe. Zwar kommt diese bei Friedrich dem Knecht und Leuthold von Seven sonst nicht vor, doch da sich die unter diesen Autoren überlieferten Texte wiederholt an Neidhart anschließen, erscheint ihre Verwendung durchaus denkbar. Auf jeden Fall muss man sehr viel weniger stark in den Text eingreifen, um aus der ersten Strophe eine Reienstrophe zu machen als aus der zweiten eine Kanzonenstrophe, wie das KLD tut. Wenn man dann noch die Anrufungen des ›grauen Otte/o‹ (I,8–10) gegen die Vorgabe der Reimpunkte auf drei statt auf zwei Verse verteilt, lässt sich auch am Strophenende eine weitgehende Übereinstimmung im Formbau herstellen. Die Divergenz beschränkt sich dann auf den (identischen) Reim in V. 9, der den Namen Otte/o heraushebt, während Str. II an derselben Stelle eine Waise hat.

Interpretiert man die Strophen so wie hier vorgeschlagen, verdanken sich die Unterschiede im Formbau vor allem falsch gesetzten Reimpunkten in C. Dazu stimmt die Beobachtung, dass C die Kanzonenstrophe auch sonst als Norm ansetzt. Alternative, aber weniger wahrscheinliche Deutungen der Divergenzen im Formbau von C wären die Annahme einer Kunstabsicht oder einer großen Freiheit im Formgebrauch.

Inhalt: Unklar ist, wie die Apostrophe des ›grauen Otte/o‹ (I,8–10) aufzufassen ist. Ob der – im Minnesang seltene – Eigenname auf eine reale oder eine imaginäre Person referiert, lässt sich genauso wenig entscheiden wie die Frage, ob hier das Ich oder etwa die Frau spricht. Nimmt man Frauenrede an, ließe sich die formale Variation des Strophenschlusses als deren Markierung verstehen.

Manuel Braun

Kommentar veröffentlicht am 25.02.2016; zuletzt geändert am 28.12.2017.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 C Knecht 20 = KLD 11 V 1Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 317va
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 C Knecht 21 = KLD 11 V 2Zitieren
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 317va
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