Lyrik des deutschen Mittelalters

Überlieferung

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: .2-a+1-b 3c .2d .3-e / .2-a+1-b 3c .2d .3-e // .2f .3-g .2f .3-g .2h+.1h+.1i .1j+1j+5i .5i

V. 1 u. 5 sind durch Binnenreime miteinander verbunden; je ein Binnenreim auch in V. 13, ein Schlagreim in V. 14.

Inhalt: Minnelied. Str. I setzt mit einem Lob der Dame ein und läuft in die Hoffnung auf Zuwendung aus. Str. II thematisiert diese Hoffnung zunächst erneut; am Ende erinnert das Ich die Dame an deren Eid, ihn nicht zu erhören (s. aber Apparat). In Str. III verwirft das Ich den Gedanken, sich von der Dame abzuwenden, und ruft sich selbst zur Beständigkeit auf.

Jens Haustein / Sophie Marshall

► Literatur

Kommentar veröffentlicht am 12.09.2025.

Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied


		C Dür 5 = KLD 8 III 1; HMS II 75 III 1Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230rb
		I

		[ini I\|2\|rot]%N {e\|ê}re bernder#binnenr bl{#v^e\|üe}te·
		ich m{i\|î}ne vr{o^v\|ou}wen / vant·,
		#sch{o^e\|œ}n #vn#d {c\|k}l{a\|â}r,
		die h{e\|ê}ren· tugende<<r{i\|î}/che·.
		mit iemer wernder#binnenr g{u^e\|üe}te
		#si mich zir geba#nt·. /
		#sag ich #vn<<w{a\|â}r·,
		d{#v^i\|iu} #s{e\|æ}lde mir entw{i\|î}che·!
		got #si / bewar #/ [[??? Interpunktion]]
		mit wille{k\|c}l{i\|î}chem m{u^o\|uo}te·.
		m{i\|î}n w_u^i\|u_n#sch / i#st gar, #/ [[??? Interpunktion]]
		da{s\|z} mir d{#v^i\|iu} reine g{u^o\|uo}te·
		noch f{u^e\|üe}g al#s{o\|ô}·,#binnenr / da{s\|z} vr{o\|ô}·#binnenr[[2 i¬vr{o\|ô}~i$ i¬hô~i KLD]] m{i\|î}n #sin
		#s_n\|t_{e\|ê},[[1=, Konjektur nach KLD]] vri^^#binnenr #s{i\|î}·#binnenr leide,[[3 i¬leide~i stF. ›Leid‹ (Le I, Sp. 1863), hier Gen., abh. von i¬vrî~i.]] als ich d{a\|â} her / gewe#sen bin·.
		wirt mir der tr{o\|ô}#st vo#n ir, m{i\|î}n / #Z#sorg i#st hin·. /


		C Dür 6 = KLD 8 III 2; HMS II 75 III 2Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230rb
		II

		[ini H\|2\|rot]e{y\|i}, fr{o^ei\|öu}den #send{e\|æ}r#binnenrin/ne·,[[3 i¬#send{e\|æ}r#binnenrinne~i ›Senderin‹.]]
		reine #s{e\|æ}l{i\|e}{g\|c} w{i\|î}p·,
		ein bal#sam<<#sma{g\|c}· /
		m{i\|î}ns l{i\|î}bes #vn#d des h#erzen. #/ [[??? Interpunktion]]
		d#v tr{u\|û}rens #swend{e\|æ}-/r#binnenrinne·,
		#s{i\|î}t d{i\|î}n werder l{i\|î}p·
		kan #vn#d ma{g\|c} #/ [[??? Interpunktion]]
		er/w{e^^\|e}nden gr{o\|ô}{#s#s\|z}en #smerzen, #/ [[??? Interpunktion]]
		d#v #sorgen #sla{g\|c}, #/ [[??? Interpunktion]] /
		verderberinne leides·,
		m{i\|î}n lie{ch\|h}ter ta{g\|c}·,
		be/denke dich des eides·, [[3 i¬bedenken~i swV. refl. ›sich besinnen auf, (sich etwas) überlegen‹ (MWB I, Sp. 464).]] [[3-15 KLD II, S. 59f., erwägt »›überlege dir den Eid‹ (um ihn zurückzunehmen) [...,] falls i¬in senden riuwen~i auf den Sprecher (also auf i¬ich~i) bezogen wird. Danach hätte sie dem von Liebesschmerz Ergriffenen geschworen, sie werde ihn nicht erhören.« Alternativ ließe sich ab V. 14 ein neuer Satzanfang denken, der eine andere Erinnerung des i¬ich~i thematisiert, auf die das Zerbrechen seiner Freude bezogen ist.]]
		d#er t{o^v\|ou}gen mir·#binnenr von dir#binnenr / ge#schach·,
		d{o\|ô} ich#binnenr dich#binnenr, #s{e\|æ}ldenb{e\|æ}re, #/ [[??? Interpunktion]] in #s{e^^\|e}nden / r{u^i\|iu}wen #sach· –
		wa{s\|z} h{o\|ô}h#er fr{o^ei\|öu}den mir d{a\|â} vo#n / #Zzerbrach·! /


		C Dür 7 = KLD 8 III 3; HMS II 75 III 3Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230rb
		III

		[ini W\|2\|rot]a{s\|z} #sol ein g{u^e\|üe}tl{i\|î}ch#binnenr lache#n· /
		mir ze manger #stunt·,
		ir #s{e^^\|e}nfter gr{u^o\|uo}{s\|z}·, /
		#s{i\|î}t #si mich #sus verderbet·?
		den kan #s{o\|ô} m<{#v^o\|uo}t>l{i\|î}ch#binnenr[[1 i¬m#v^otlich~i$ i¬#v~i und i¬t~i evtl. gebessert, Pfaff liest i¬u^o~i statt i¬v^o~i]] / machen· [[3 i¬den~i Pron., auf i¬gr{u^o\|uo}{s\|z}~i (V. 3) zu beziehen.]][[3 i¬muotlich~i Adj. ›anmutig‹ (Le I, Sp. 2246).]]
		ir vil r{o\|ô}ter munt·.
		#si t{u^o\|uo} mir b{u^o\|uo}{s\|z}·, [[2 i¬si entuo~i HMS]][[3 Exzipierender Satz ohne Negation (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 159).]]
		vil / tr{u\|û}rens {#v\|û}f mich erbet·.[[3 i¬erben~i mit Gen. d. S. und präpositionaler Ergänzung i¬ûf~i ›jmdm. etwas vererben‹ (MWB I, Sp. 1803).]]
		ei, h#erze, t{u^o\|uo}{s\|z}·,
		l{a\|â} dar d{i\|î}n / tumbe{s\|z} w#erben·!
		f{u^i\|ü}r w{a\|â}r, in m{u^o\|uo}{s\|z}·; [[3 i¬in m{u^o\|uo}{s\|z}~i ›ich darf nicht‹ (vgl. KLD II, S. 60; h¬25~hMhd. Gramm. § M 101).]]
		ich #sol b{i\|î} ir / er#sterben·.
		ir liepl{i\|î}ch bli{k\|c}·,#binnenr ir #stri{k\|c}·#binnenr mich h{a\|â}t·, /
		ich #sp{e\|ê}·,#binnenr #s{e\|ê}·,#binnenr war ich welle: niem#er wirt m{i\|î}n ra^^t·, / [[3 Zum i¬h~i-Schwund mit Vokalkontraktion in i¬#sp{e\|ê}~i und i¬#s{e\|ê}~i vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § L 80.]]
		#si tr{o^e\|œ}#ste mich, an der m{i\|î}n leben #st{a\|â}t·. / [[3 Als exzipierender Satz ohne Negation (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 159) abh. vom vorangehenden Satz oder als eigenständiger Aufforderungssatz (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 15; § S 19) verstehbar.]]


		C Dür 5 = KLD 8 III 1; HMS II 75 III 1Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230rb
		I

		[ini I\|2\|rot]%N {e\|ê}re bernder#binnenr bl{#v^e\|üe}te·
		ich m{i\|î}ne vr{o^v\|ou}wen / vant·,
		#sch{o^e\|œ}n #vn#d {c\|k}l{a\|â}r,
		die h{e\|ê}ren· tugende<<r{i\|î}/che·.
		mit iemer wernder#binnenr g{u^e\|üe}te
		#si mich zir geba#nt·. /
		#sag ich #vn<<w{a\|â}r·,
		d{#v^i\|iu} #s{e\|æ}lde mir entw{i\|î}che·!
		got #si / bewar #/ [[??? Interpunktion]]
		mit wille{k\|c}l{i\|î}chem m{u^o\|uo}te·.
		m{i\|î}n w_u^i\|u_n#sch / i#st gar, #/ [[??? Interpunktion]]
		da{s\|z} mir d{#v^i\|iu} reine g{u^o\|uo}te·
		noch f{u^e\|üe}g al#s{o\|ô}·,#binnenr / da{s\|z} vr{o\|ô}·#binnenr[[2 i¬vr{o\|ô}~i$ i¬hô~i KLD]] m{i\|î}n #sin
		#s_n\|t_{e\|ê},[[1=, Konjektur nach KLD]] vri^^#binnenr #s{i\|î}·#binnenr leide,[[3 i¬leide~i stF. ›Leid‹ (Le I, Sp. 1863), hier Gen., abh. von i¬vrî~i.]] als ich d{a\|â} her / gewe#sen bin·.
		wirt mir der tr{o\|ô}#st vo#n ir, m{i\|î}n / #Z#sorg i#st hin·. /


		C Dür 6 = KLD 8 III 2; HMS II 75 III 2Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230rb
		II

		[ini H\|2\|rot]e{y\|i}, fr{o^ei\|öu}den #send{e\|æ}r#binnenrin/ne·,[[3 i¬#send{e\|æ}r#binnenrinne~i ›Senderin‹.]]
		reine #s{e\|æ}l{i\|e}{g\|c} w{i\|î}p·,
		ein bal#sam<<#sma{g\|c}· /
		m{i\|î}ns l{i\|î}bes #vn#d des h#erzen. #/ [[??? Interpunktion]]
		d#v tr{u\|û}rens #swend{e\|æ}-/r#binnenrinne·,
		#s{i\|î}t d{i\|î}n werder l{i\|î}p·
		kan #vn#d ma{g\|c} #/ [[??? Interpunktion]]
		er/w{e^^\|e}nden gr{o\|ô}{#s#s\|z}en #smerzen, #/ [[??? Interpunktion]]
		d#v #sorgen #sla{g\|c}, #/ [[??? Interpunktion]] /
		verderberinne leides·,
		m{i\|î}n lie{ch\|h}ter ta{g\|c}·,
		be/denke dich des eides·, [[3 i¬bedenken~i swV. refl. ›sich besinnen auf, (sich etwas) überlegen‹ (MWB I, Sp. 464).]] [[3-15 KLD II, S. 59f., erwägt »›überlege dir den Eid‹ (um ihn zurückzunehmen) [...,] falls i¬in senden riuwen~i auf den Sprecher (also auf i¬ich~i) bezogen wird. Danach hätte sie dem von Liebesschmerz Ergriffenen geschworen, sie werde ihn nicht erhören.« Alternativ ließe sich ab V. 14 ein neuer Satzanfang denken, der eine andere Erinnerung des i¬ich~i thematisiert, auf die das Zerbrechen seiner Freude bezogen ist.]]
		d#er t{o^v\|ou}gen mir·#binnenr von dir#binnenr / ge#schach·,
		d{o\|ô} ich#binnenr dich#binnenr, #s{e\|æ}ldenb{e\|æ}re, #/ [[??? Interpunktion]] in #s{e^^\|e}nden / r{u^i\|iu}wen #sach· –
		wa{s\|z} h{o\|ô}h#er fr{o^ei\|öu}den mir d{a\|â} vo#n / #Zzerbrach·! /


		C Dür 7 = KLD 8 III 3; HMS II 75 III 3Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230rb
		III

		[ini W\|2\|rot]a{s\|z} #sol ein g{u^e\|üe}tl{i\|î}ch#binnenr lache#n· /
		mir ze manger #stunt·,
		ir #s{e^^\|e}nfter gr{u^o\|uo}{s\|z}·, /
		#s{i\|î}t #si mich #sus verderbet·?
		den kan #s{o\|ô} m<{#v^o\|uo}t>l{i\|î}ch#binnenr[[1 i¬m#v^otlich~i$ i¬#v~i und i¬t~i evtl. gebessert, Pfaff liest i¬u^o~i statt i¬v^o~i]] / machen· [[3 i¬den~i Pron., auf i¬gr{u^o\|uo}{s\|z}~i (V. 3) zu beziehen.]][[3 i¬muotlich~i Adj. ›anmutig‹ (Le I, Sp. 2246).]]
		ir vil r{o\|ô}ter munt·.
		#si t{u^o\|uo} mir b{u^o\|uo}{s\|z}·, [[2 i¬si entuo~i HMS]][[3 Exzipierender Satz ohne Negation (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 159).]]
		vil / tr{u\|û}rens {#v\|û}f mich erbet·.[[3 i¬erben~i mit Gen. d. S. und präpositionaler Ergänzung i¬ûf~i ›jmdm. etwas vererben‹ (MWB I, Sp. 1803).]]
		ei, h#erze, t{u^o\|uo}{s\|z}·,
		l{a\|â} dar d{i\|î}n / tumbe{s\|z} w#erben·!
		f{u^i\|ü}r w{a\|â}r, in m{u^o\|uo}{s\|z}·; [[3 i¬in m{u^o\|uo}{s\|z}~i ›ich darf nicht‹ (vgl. KLD II, S. 60; h¬25~hMhd. Gramm. § M 101).]]
		ich #sol b{i\|î} ir / er#sterben·.
		ir liepl{i\|î}ch bli{k\|c}·,#binnenr ir #stri{k\|c}·#binnenr mich h{a\|â}t·, /
		ich #sp{e\|ê}·,#binnenr #s{e\|ê}·,#binnenr war ich welle: niem#er wirt m{i\|î}n ra^^t·, / [[3 Zum i¬h~i-Schwund mit Vokalkontraktion in i¬#sp{e\|ê}~i und i¬#s{e\|ê}~i vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § L 80.]]
		#si tr{o^e\|œ}#ste mich, an der m{i\|î}n leben #st{a\|â}t·. / [[3 Als exzipierender Satz ohne Negation (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 159) abh. vom vorangehenden Satz oder als eigenständiger Aufforderungssatz (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § S 15; § S 19) verstehbar.]]