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Der Düring, ›Spil minnen wunder vol bringen‹ (C 1) Lied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Dür 1

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Unklar ist, ob eine Kanzonenform angestrebt war oder nicht: KLD II, S. 58f., fasst die V. 1–8 als Aufgesang, 9–12 und 13–18 als zweigeteilten Abgesang auf und bietet deshalb auch einen anderen, deutlicher den Endreim (dazu KLD II, S. 57f.) betonenden Zeilenumbruch als hier; Worstbrock, Sp. 247, spricht von einem »unstrophische[n] Laiausschnitt«. Die ausgefallene Reimbehandlung und vielleicht auch die Stellung des Textes zu Beginn des Œuvres sprechen für Letzteres. – Der Text ist in drei Teile gegliedert: V. 1–8, 9–12 u. 13–18. Die Reime sind jeweils vom Beginn und vom Ende der drei Teile her gegenläufig: Spil : vil, minnen : sinnen (Teil 1, V. 1 u. 8) usw. In der Mitte der drei Teile ergibt sich dadurch ein übergehender Schlagreim: verladen : schaden (Teil 1, V. 4 u. 5) usw. Damit erinnert der Text formal an ein Palindrom, ohne es aber strictu sensu zu sein, da er nicht von hinten her lesbar ist. Die ›Spiegelstruktur‹ liegt dem hier gewählten Zeilenfall zugrunde.

Die metrische Struktur ist weitgehend daktylisch (KLD lässt nur die trochäische Ausnahme sinnin vil, V. 8, zu); der Auftakt ist frei.

Inhalt: Minnelied. Eingangs werden positive Ansichten über Wesen und Wirkung der Minne referiert (man gieth, V. 2). Dem entgegnet das Ich, dass die Macht der Minne es belastet und ihm geschadet habe. Man soll die Minne krönen, und das Ich bittet, ihm den Weg zum heil (V. 7) erneut zu weisen. Das Ende des ersten Teils thematisiert den Rat des personifizierten Leides an die Liebenden, sich zu mühen und Wundersames zu denken. Wo ist, so fragt das Ich zu Beginn des zweiten Teils, der Gewinn der Weisen geblieben, die Venus (= Minne) verletzt hat? Als sie so falsch riet, verlor Parzival – der zwar nicht zu den topischen Minnesklaven zählt, aber durch die Liebe unversunnen geworden war (Pz 283,16–19) –, den Verstand, zudem – zum dritten Teil übergehend – raubte sie Adam und Samson zu ihren Zeiten mit ihrer Schönheit die Würde. Nie (selden) war sie Frauen nützlich, wenn sie für die Liebenden Verrat und Verhöhnung zu Wege brachte. Die (Kenntnis der) Begierde betrog auch David wie Salomon.

Jens Haustein / Sophie Marshall

Kommentar veröffentlicht am 12.09.2025.
Gehört zur Anthologie: Allgemeines Minnelied
 C Dür 1 = KLD 8 I; HMS II 75 IZitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 230ra
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