Lyrik des deutschen Mittelalters


		M Namenl/82r/1 1 = CB 115,1Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 81v
		I

		[[4-6 ›Edle, erbarme dich meiner, ich bitt' dich! / Dein Antlitz ist das Schwert, durch das ich sterbe. / Denn tief im Mark liebt dich mein Herz. / Hilf! / Amor der Schlimme überwältigt alles. / Hilf!‹]][rub Item· rub] /
		[ini N\|3\|rot]%O%B%I%L%I%S·,[[1 Initiale i¬N~i von ih¬1~h, am linken Rand Vorschrift i¬N~i von kh¬1~h]] %Mei #zaesur mi#serere, precor!
		tua facie#s #zaesur en#si#s e#st, quo //[82r] necor.
		nam medullitu#s #zaesur amat meum te cor.
		#sub#ueni·!
		[rub Refl#abbr· rub] [ini A\|1\|rot]mor im#probu#s #zaesur omnia #su#perat.[[3 Vgl. Vergil, ›Aeneis‹ IV, 412 ({Mynors 1969 # 1386}, S. 189) und ›Eklogen‹ X, 69 ({Mynors 1969 # 1386}, S. 27). Die Stellen sind im Mittelalter geflügelte Worte.]]
		#sub#ueni·!


		M Namenl/82r/1 2 = CB 115,2Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 82r
		II

		[[4-6 ›Deine Haare lassen Tränen aus meinen Augen kullern, / dem Herzen spenden sie hartnäckige Flammen. / Es lahmt der Geist, die Kräfte schwinden. / Hilf! / ...‹]][ini C\|1\|rot]ome #sperula#s[[3 i¬#sperula#s~i$ »›Kügelchen‹; gemeint sind Tränen« (CB/V).]] #zaesur tue eli-/ciunt,
		cordi #sedula#s #zaesur flamma#s· adiciunt.
		hebet animu#s, #zaesur #uire#s / deficiunt.
		#sub#ueni·!
		#refr [refr \|\|Amor im#probu#s #zaesur omnia #su#perat. refr]
		[refr \|\|#sub#ueni·! refr]


		M Namenl/82r/1 3 = CB 115,3Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 82r
		III

		[[4-6 ›Rosiger Duft weht von den Lippen. / Ansehnlicher als alle Töchter, / süßer als Honig, schöner als Lilien ‒ / hilf! / ...‹]][ini O\|1\|rot]dor ro#seu#s #zaesur #spirat a>>labiis.
		#specio#sior #zaesur pre / cuncti#s filiis,
		melle dulcior, #zaesur pulchrior liliis,[[1 Auf dem rechten Rand i¬sub#ueni~i, das Ankündigungswort des Refrains, von hh¬2~h nachgetragen; das Verweiszeichen hat dieselbe Form wie die i-Striche über i¬liliis~i, i¬filiis~i (dort nochmals nachgezogen) und i¬labiis~i.]]·
		sub#ueni·!
		#refr [refr \|\|Amor im#probu#s #zaesur omnia #su#perat. refr]
		[refr \|\|#sub#ueni·! refr]


		M Namenl/82r/1 4 = CB 115,4Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 82r
		IV

		[[4-6 ›Die Zierde ist stärker als der Glanz des Äthers. / Im Prätorium der Venus stell' ich mich ein. / Schau, ich vergehe, wenn du nicht hilfst. / Hilf! / ...‹]][ini D\|1\|rot]ecor pre#ualet #zaesur / candori etheri#s.
		ad pretorium[[3 i¬pretorium~i$ »Gehört zum Bildbereich der i¬militia Veneris~i« (CB/V).]] #zaesur pre#sentor %#ueneri#s.
		ecce, #pereo, #zaesur #si ►n#abbr\|non◄ / #sub#ueneri#s.
		#sub#ueni·!
		#refr [refr \|\|Amor im#probu#s #zaesur omnia #su#perat. refr]
		[refr \|\|#sub#ueni·! refr]


		M Namenl/82r/1 5 = CB 115aZitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 82r
		V

		[ini E\|1\|rot]d{i\|e}l{e^v\|iu}[[1 i¬[ini E\|1\|rot]dile^v~i$ i¬h¬v~h~i von kh¬1~h]][[3 i¬[ini E\|1\|rot]d{i\|e}l{e^v\|iu}~i$ vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § L 44: In der bair. Überlieferung des 12./13. Jh. ist /iu/ häufiger durch /eu/ bezeichnet. Vgl. auch das Personalpronomen i¬siu~i, das bair. i¬seu~i, i¬sev~i, i¬sew~i lauten kann.]] vr{ow\|ouw}e m{i\|î}n,
		gn{a\|â}de mane i{h\|ch} dich! /
		d{i\|î}n wu{n\|nn}e{ch\|c}l{i\|î}cher #sch{i\|î}n·
		[mut w mut][ins v ins]il[[1 i¬[mut w mut][ins v ins]il~i$ i¬v~i gebessert aus i¬w~i: Tilgungspunkt unter der ersten Hälfte des i¬w~i]] gar [mut w mut][ins v#erd ins]erbe[mut n mut][ins t ins][[1 i¬[mut w mut][ins v#erd ins]erbe[mut n mut][ins t ins]~i$ i¬v#erd~i aus i¬w~i; i¬t~i durch Rasur gebessert aus i¬n~i; ursprünglich also i¬wil gar werben mich~i]] mich·.
		#s{u^o\|uo}ze er{ch\|k}enne[[3 Schwer verständlich. Wollte man den Satz reflexiv lesen, wäre es eine imperativische Aufforderung: i¬sich erkennen~i, ›bekennen, entscheiden‹ (Lexer, I, Sp. 640ff.), ›Bescheid wissen‹ (BMZ, I, Sp. 808aff.). Aber was soll das meinen? CB/V denkt an den lateinischen Imperativ i¬subveni~i, doch der semantische Weg ist weit. Wahrscheinlicher mag sein, dass das Subjekt (i¬ich~i) fehlt: ›ich nehme dich als süß wahr; ich weiß, dass du süß bist‹ (vgl. BMZ I, S. 808). Im Übrigen ließe sich das (dann) fehlende i¬ich~i ohne jede metrische Störung ergänzen: i¬süeze erkenn' ich dich!~i Die Aussage vergleicht ich III,3.]] / dich!
		d{i\|î}n l{i\|î}p, der i#st mir ze ##wnne{ch\|c}lich·.
		[rub Refl#abbr· rub] [ini N\|1\|rot]{a\|â}ch[[1 i¬[ini N\|1\|rot]ach~i$ i¬N~i mit schwarzer Tinte geschrieben, durch roten Strich als Initiale markiert; i¬N~i und Rubrizierung von späterer Hand?]] [exp im exp][sup dir sup][[1 i¬[exp im exp][sup dir sup]~i$ Expungierung und Korrektur über der Zeile von kh¬1~h]][[2 i¬[exp im exp][sup dir sup]~i$ i¬im~i CB/HS]] i#st / mir n{o\|ô}t.
		#s{u^o\|uo}ze vr{ow\|ouw}e, gn{a\|â}de,[[2 CB/HS fügt i¬alde~i nach i¬gnâde~i ein]] i{h\|ch} {p\|b}in t{o\|ô}t·.


		M Namenl/82r/1 5 = CB 115aZitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 82r
		V

		[ini E\|1\|rot]d{i\|e}l{e^v\|iu}[[1 i¬[ini E\|1\|rot]dile^v~i$ i¬h¬v~h~i von kh¬1~h]][[3 i¬[ini E\|1\|rot]d{i\|e}l{e^v\|iu}~i$ vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § L 44: In der bair. Überlieferung des 12./13. Jh. ist /iu/ häufiger durch /eu/ bezeichnet. Vgl. auch das Personalpronomen i¬siu~i, das bair. i¬seu~i, i¬sev~i, i¬sew~i lauten kann.]] vr{ow\|ouw}e m{i\|î}n,
		gn{a\|â}de mane i{h\|ch} dich! /
		d{i\|î}n wu{n\|nn}e{ch\|c}l{i\|î}cher #sch{i\|î}n·
		[mut w mut][ins v ins]il[[1 i¬[mut w mut][ins v ins]il~i$ i¬v~i gebessert aus i¬w~i: Tilgungspunkt unter der ersten Hälfte des i¬w~i]] gar [mut w mut][ins v#erd ins]erbe[mut n mut][ins t ins][[1 i¬[mut w mut][ins v#erd ins]erbe[mut n mut][ins t ins]~i$ i¬v#erd~i aus i¬w~i; i¬t~i durch Rasur gebessert aus i¬n~i; ursprünglich also i¬wil gar werben mich~i]] mich·.
		#s{u^o\|uo}ze er{ch\|k}enne[[3 Schwer verständlich. Wollte man den Satz reflexiv lesen, wäre es eine imperativische Aufforderung: i¬sich erkennen~i, ›bekennen, entscheiden‹ (Lexer, I, Sp. 640ff.), ›Bescheid wissen‹ (BMZ, I, Sp. 808aff.). Aber was soll das meinen? CB/V denkt an den lateinischen Imperativ i¬subveni~i, doch der semantische Weg ist weit. Wahrscheinlicher mag sein, dass das Subjekt (i¬ich~i) fehlt: ›ich nehme dich als süß wahr; ich weiß, dass du süß bist‹ (vgl. BMZ I, S. 808). Im Übrigen ließe sich das (dann) fehlende i¬ich~i ohne jede metrische Störung ergänzen: i¬süeze erkenn' ich dich!~i Die Aussage vergleicht ich III,3.]] / dich!
		d{i\|î}n l{i\|î}p, der i#st mir ze ##wnne{ch\|c}lich·.
		[rub Refl#abbr· rub] [ini N\|1\|rot]{a\|â}ch[[1 i¬[ini N\|1\|rot]ach~i$ i¬N~i mit schwarzer Tinte geschrieben, durch roten Strich als Initiale markiert; i¬N~i und Rubrizierung von späterer Hand?]] [exp im exp][sup dir sup][[1 i¬[exp im exp][sup dir sup]~i$ Expungierung und Korrektur über der Zeile von kh¬1~h]][[2 i¬[exp im exp][sup dir sup]~i$ i¬im~i CB/HS]] i#st / mir n{o\|ô}t.
		#s{u^o\|uo}ze vr{ow\|ouw}e, gn{a\|â}de,[[2 CB/HS fügt i¬alde~i nach i¬gnâde~i ein]] i{h\|ch} {p\|b}in t{o\|ô}t·.

Überlieferung