Lyrik des deutschen Mittelalters

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›Omnia sol temperat purus et subtilis‹ (M Namenl/56v/2 1 2 3 4)

Überlieferung

M Namenl/56v/2 1 2 3 4

Nur Transkription / keine Editionsfassung vorhanden.


		M Namenl/56v/2 1 = CB 136,1Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 56v
		I

		[[4-4 ›Desgleichen: / Alles wärmt die Sonne, rein und zart, / Neues entschließt der Welt das Antlitz Aprils. / Zur Liebe eilt das Herz der Herren, / und über die Verspielten befiehlt der knabenhafte Gott.‹]][rub I%T%E%M· rub] /
		[[1 Die Schäfte der Buchstaben i¬l~i, i¬b~i und i¬h~i sind größtenteils gebessert (nach oben verlängert) worden]][ini O\|3\|rot]%M%N%I%A· %Sol temperat #zaesur puru#s #et #subtili#s·,
		no#u[mut o mut][ins a ins][[1 i¬no#u[mut o mut][ins a ins]~i$ i¬a~i aus i¬o~i gebessert]][[2 i¬no#u[mut o mut][ins a ins]~i$ i¬novo~i CB/HS]] / mundo re#serat #zaesur facie#s[[2 i¬facie#s~i$ i¬faciem~i CB/HS]] %aprili#s·.
		ad amorem #properat #zaesur ani-/mu#s herili#s·
		#et iocundi#s imperat #zaesur deu#s puerili#s·.


		M Namenl/56v/2 2 = CB 136,2Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 56v
		II

		[[4-4 ›So viel Erneuerung der Welt im alljährlichen Frühlingsfeste / und die Macht des Frühlings heißt uns, uns zu freuen. / Gewohnte Wege tut er auf; und in deinem Frühling / ist Treue, auch Redlichkeit, den Deinen zu behalten.‹]][ini R\|1\|rot]e/rum tanta no#uita#s #zaesur in>>#sollempni[[3 i¬#sollempni~i$ Die Schreibung ist belegt bei {Du Cange 1886 # 1387}, VII, Sp. 521b.]] #uere·[[3/3 i¬#uere~i$ die Doppelung des Reims i¬vere~i ist auffällig. Möglicherweise ist i¬vere~i in V. 3 Adverb (i¬vērē~i). Davor dann dem Sinne nach i¬vērĕ~i aus V. 1 zu ergänzen (vgl. CB/HS)? Allerdings ginge eine solche künstlerisch reizvolle (?) Homonymie zu Lasten der Vokalquantitäten des Reims.]]
		#et #ueri#s auctorita#s #zaesur iu-/bet no#s gaudere·.
		#uias[[2 i¬#uias~i$ i¬vices~i CB/HS]] prebet #solita#s; #zaesur #et in>>tuo #uere·
		fide#s e#st / #et #probita#s #zaesur tuum[[3 i¬tuum~i$ wohl für i¬tuum amicum~i.]] retinere·.


		M Namenl/56v/2 3 = CB 136,3Zitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 56v
		III

		[[4-4 ›Liebe mich treu! Meine Treue erkenne: / Vom Herzen zur Gänze und mit allen Gedanken / bin ich gegenwärtig, abwesend in Ferne. / Wer immer so liebt, den dreht's auf dem Rade.‹]][ini A\|1\|rot]ma me fideliter! #zaesur fidem meam / nota·:
		de>>cor<<de totaliter #zaesur #et ex mente tota·
		#sum pre#sentialiter / #zaesur ab#sen#s in>>r_o\|e_m_a\|o_ta[[1 =; Konjektur mit CB/HS]]·.[[2 i¬in>>r_o\|e_m_a\|o_ta~i$ i¬inremota~i CB/V]][[3 i¬in>>r_o\|e_m_a\|o_ta~i$ i¬inromata~i wohl aus V. 4, i¬in>>rota~i, eingedrungen. i¬inr_o\|e_m_a\|o_ta~i (CB/V) dem Sinn nach: ›Im Herzen und in Gedanken bin ich ganz unverrückbar bei dir, obgleich ich abwesend bin.‹ Die Sprecherrolle der Strophe wäre dann weiblich. CB/V fasst die Strophe daher als Antwort des Mädchens auf. Bei der Schreibung i¬absens in remota~i, i. e. i¬in remota parte~i (vgl. {Walsh 1993 # 218}, S. 162), ist kein Sprecherwechsel nötig. Bischoff hält i¬absens te remota~i für wahrscheinlicher (CB/HS, I,3, S. 208).]][[3-4 CB/V vergleicht Plautus, ›Cistellaria‹, V. 206ff.: i¬iactor, crucior, agitor, stimulor, vorsor in amori' rota, miser exanimor~i [...]. i¬ita nubilam mentem animi habeo. ubi sum, ibi non sum, ubi non sum, ibi est animus~i ({Lindsay 1936 # 1389}). i¬rota~i meint entweder das Rad der Fortuna oder das Folterrad (vgl. CB/V). Zu denken ist auch an die Bestrafung des Ixion (vgl. {Walsh 1993 # 218}, S. 162). Die Episode ist beschrieben bei Ovid, ›Metamorphosen‹, IV,461 ({Tarrant 2004 # 1394}, S. 110).]]
		qui#squi#s amat taliter[[2 i¬taliter~i$ i¬aliter~i CB/HS, CB/V]][[3 i¬taliter ... rota~i$ Mit Konjektur zu i¬aliter~i (CB/HS, CB/V) im Sinne von ›wer anders liebt, der ist wetterwendisch‹, mit i¬taliter~i im Sinne von ›wer derartig liebt, ist Spielball des Glücks; der weiß nicht, wo ihm der Kopf steht; der leidet Folterqualen‹.]],#zaesur #uol#uitur in>>ro-/ta·.


		M Namenl/56v/2 4 = CB 136aZitieren
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 56v
		IV

		[ini S\|1\|rot]olde i{h\|ch} noch den ta{ch\|c} geleben, #binnenr da{ç\|z} i{h\|ch} ##wn#schen #solde· / [[3 i¬wünschen nâch~i ›Verlangen haben nach‹ etc. ist (im Minnesangkontext: C Liecht 306,2) bezeugt (siehe BMZ III, S. 821f.), möglicherweise bringen die Verse die Distanz zwischen Ich und Geliebter zum Ausdruck: Er wagt noch nicht einmal, es sich zu wünschen. Vielleicht auch stärker: ›Sollte ich noch den Tag erleben, dass meine auf sie gerichteten Wünsche in Erfüllung gehen!‹ i¬wünschen~i im Sinne von ›zaubern‹ (so CB/V mit Verweis auf BMZ III, ebd.) scheint Akkusativ zu verlangen, es mag auch die Stillage verfehlen.]]
		n{a\|â}{h\|ch} der, di#v mir fr{o^v\|öu}de geben #binnenr ma{ch\|c}, ob #si #ins[ho no{h\|ch} ho] wolde![[1 i¬#ins[ho no{h\|ch} ho]~i$ Korrektur von hh¬2~h oder, eher noch, von hh¬1~h]]·
		m{i\|î}n her{ç\|z}e / m{u^o\|uo}z n{a\|â}{h\|ch} ir #streben. #binnenr m{o^e\|ö}ht>>i{h\|ch} #si h{a\|â}n holde,
		#s{o\|ô} wolde i{h\|ch} in ##wnne / #Z#swebe[mut <m> mut][ins n,#binnenr>>#s ins]w{e\|æ}re[[1 i¬#swebe[mut m mut][ins n>>#s ins]w{e\|æ}re~i$ i¬n#s~i scheint aus i¬m~i gebessert]] i{h\|ch} ni#mmer dolde·.