Autor
Walther von Mezze tritt (literar-)historisch nur in der Lyrik-Überlieferung in Erscheinung. Die Korpusüberschrift in A nennt ihn fol. 31v WALTER VON MEZZE, die C-Miniatur (fol. 166v) zeigt unter der Überschrift her walther von mezze einen Ritter auf einem Pferd in rot-blauer Rüstung, die Korpusüberschrift ist nicht ausgeführt (Rubrikatorhinweis: von Metze, fol. 167r). In einer Nachrufstrophe im Ton des Brennenbergers (D Namenl₂ 1) ist der Name unter denen der verstorbenen großen Sänger genannt, wonach die Schaffenszeit wohl in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu legen wäre.
Herren von Metze gab es im 13. Jahrhundert in Tirol und in der Rheinpfalz; ob Walther zu ihnen gehörte, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Die ältere Forschung hat auch die Option eines fahrenden Sängers erwogen.
Überlieferung
Das Œuvre ist ein vergleichsweise breites. A überliefert auf fol. 31r–32r 16, C auf fol. 167r–168r 31 Strophen, 10 Strophen sind ihnen gemeinsam. Dazu tritt nicht selten Parallelüberlieferung, die – für den Minnesang des 13. Jahrhunderts – mitunter erstaunlich breit ausfällt, teils anonym, teils unter anderem Namen (Otto von Botenlauben, Reinmar, Ulrich von Singenberg, Walther von der Vogelweide). Die Streuüberlieferung in md. oder nd. Handschriften (vgl. bes. den Kommentar zu C Mezze 22–24) könnte durch die Zuschreibung der Lieder an Walther von der Vogelweide veranlasst sein, für dessen Lieder dieses Schicksal typisch ist. Weitere Rezeptionsspuren gibt es nicht.
Werk
Die Forschung hat Walther von Mezze in der stilistischen Nachfolge Reinmars, Heinrichs von Morungen und Walthers von der Vogelweide gesehen und ihn unter den Minores des 13. Jahrhunderts als einen der ›Größeren‹ gefeiert (namentlich von Kraus, S. 610). Diese Einschätzung beruht freilich nicht zuletzt auch auf einigen Athetesen, die Walther von Mezze aberkennen, was zu diesem Bild nicht passt, insbesondere einige ›kleine‹ Lieder, z. T. auch Einzelstrophen in A, die stilistisch dem ›frühen‹ Minnesang verpflichtet scheinen. Dass es sich dabei um eine Schreibweise handeln könnte und die (unikale!) Überlieferung dieser Lieder unter Walther von Mezze nur das poetische Repertoire eines Berufsdichters belegen könnte, der souverän über die lyrischen Stile des 12. und frühen 13. Jahrhunderts verfügt – von der lyrischen Einzelstrophe über schlichte Lieder bis hin zur ›großen‹ Minnekanzone –, wurde nicht erwogen. Im C-Korpus ist diese Heterogenität gegenüber A erheblich reduziert, es dominieren dort Lieder, die stilistisch vor allem die Lyrik Walthers von der Vogelweide fortsetzen und variieren (die Zuschreibungsvarianz beruht also nicht nur auf der Vornamensgleichheit). Typische Elemente der Lyrik des 13. Jahrhunderts (z. B. Jahreszeitentopik, Formexperimente) bleiben dem Œuvre Walthers von Mezze weitgehend fremd.
Florian Kragl