Autor
Einzig C überliefert ein Autorkorpus unter dem Namen herzoge heinrich von pressela (Miniaturüberschrift, fol. 11v) bzw. herzog heinrich von pressla (Korpustitel, fol. 12r). Die zugehörige Miniatur zeigt Heinrich als Turniersieger, der von zwei Damen bekränzt wird; sein Wappen ist das der schlesischen Piasten. Der niedrige fünfte Rang des Korpus in C entspricht der ständischen Einordnung.
Die Identität des Sängerherzogs ist strittig; konkret infrage kommen die namensgleichen Breslauer Herzöge Heinrich III. (1241–1266), Heinrich IV. (1266–1290) und Heinrich V. (1290–1296). Den Breslauer Hof rühmen der Tannhäuser (C Tannh 6, Versikel 21) und Frauenlob (FrlGA V,14,8–12) als einen sängerfreundlichen. Auffällig ist, dass der Sprachstand der in C unter Heinrich überlieferten Lieder durchgehend oberdeutsch ist, was zumindest leise Zweifel an der tatsächlichen Verfasserschaft eines der schlesischen Herzöge erweckt. Bestärkt werden diese davon, dass ein deutsch dichtender Piastenherzog zur Zeit der schlesischen Siedlungsbewegung wohl für außergewöhnlich gelten müsste. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die Autorfigur lediglich der Repräsentationspraxis am Breslauer Hof verdankt.
Überlieferung und Werk
Das Œuvre besteht lediglich aus zwei Liedern (beide fol. 12r). Das erste ist unikal; das zweite – das ›Venuslied‹ – wird namenlos auch von f und M₁ überliefert, wo es vermutlich Frauenlob zugeschlagen war. Ob dafür die Vornamensgleichheit (Heinrich) Pate stand, ist aufgrund der nicht bis ins Letzte durchsichtigen Korpusbildung von f und M₁ nicht eindeutig zu sagen.
Die Zuschreibungsvarianz, wenn es denn eine ist, könnte auch daher rühren, dass das Lied stilistisch Frauenlob in mancher Hinsicht nicht fern steht (starke Rhetorisierung, massiver Einsatz von Allegorien); bemerkenswert ist die Reminiszenz an ein Lied des Wilden Alexander im Schlussvers (siehe den Kommentar). Das unikal überlieferte, formal und konzeptionell durchaus konventionelle erste Lied im Korpus ist dazu geradezu gegensätzlich gestaltet. Seinen Ton teilt es sich mit einem Lied Markgraf Heinrichs von Meißen (C HMeiß 6–8), was, wie die Nähe des ›Venuslieds‹ zu Frauenlob, wiederum in den ostdeutschen Raum verweist.
Florian Kragl