Autor
Der Dichter wird identifiziert mit Markgraf Heinrich III. von Meißen (1221 erstmals urkundlich erwähnt, gestorben 1288), Sohn des wettinischen Markgrafen Dietrich (vgl. zum Folgenden Meves, S. 431). Das Umfeld Heinrichs spricht für ein literarisches Interesse: Seine Mutter Jutta war Tocher des als literarischer Mäzen bekannten Landgrafen Hermann I. von Thüringen, der zweite Mann Juttas war der Hennebergische Graf Poppo VII., Bruder von Otto I. von Botenlauben, der mit dem gleichnamigen Minnesänger identifiziert wird. Auch sind zahlreiche Verbindungen Heinrichs mit dem Hof König Heinrichs VII. belegt, einem Zentrum des spätstaufischen Dichterkreises. Heinrichs zweite Frau Agnes war eine Tante des ebenfalls als Minnesänger bekannten Königs Wenzel II. von Böhmen sowie des Markgrafen Otto IV. von Brandenburg.
Heinrich von Meißen wird bei Reinmar von Zweter, beim Tannhäuser und im ›Turnier von Nantes‹ Konrads von Würzburg erwähnt. Welche konkreten Gönnerfunktionen Heinrich einnahm, ist umstritten (vgl. Meves, S. 437f.).
Überlieferung
Unikal in der Manessischen Liederhandschrift. Siehe den Kommentar zum Korpus. Die Miniatur zeigt den Markgrafen bei der Reiherbeize. Er reitet auf einem Pferd und zeigt in die Luft, wo drei Jagdfalken drei blaugraue Reiher jagen. Links von ihm reitet ein Gehilfe mit Federspiel. Ein zweiter, ebenfalls mit Federspiel, steht im rechten Bildfeld und deutet zu Boden, wo ein Falke und ein Reiher liegen. Deutlich zu erkennen ist die blutige Brust des Falken, der vom Schnabel des Reihers verletzt wird. Das Wappen, ein Löwe, stimmt mit dem markgräflich-wettinischen überein (vgl. Zapf Sp. 474).
Werk
Die Minneklage C HMeiß 1–3 fällt durch eine Tageliedreminiszenz in Str. II auf; der Natureingang und das Motiv des roten Munds in Str. III erinnern an Gottfried von Neifen. Der rote Mund begegnet wieder als zentrales Motiv der das Korpus beschließenden Minneklage C HMeiß 14–16. Eine Freudekanzone mit Kaisertopos ist dagegen C HMei 4f. Auch C HMeiß 6–8 und C HMeiß 9f. sind auf Freude ausgerichtet: Das erste Lied thematisiert den freudespendenden Gruß der Geliebten, das zweite ihren Anblick. Frauenpreis und Gesellschaftskritik (außergewöhnlich ist die Wortwahl zuhtflieher in Str. III) verbinden sich in C HMeiß 11–13.
In zwei Strophen begegnen ungleiche Reimpaare durch überschüssiges -n, und zwar in C HMeiß 2, V. 2/4 (enpflege/gelegen) und C HMeiß 5, V. 2/4 (tage/tragen).
Simone Leidinger