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Reinmar, ›Er hat zelange mich gemitten‹
C Reinm 250
I (work in progress)C Reinm 250 = MF 198,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108ra
C Reinm 251
II (work in progress)C Reinm 251 = MF 198,16
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108ra

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal im Reinmar-Korpus in C überliefert. Die Zuschreibung an Reinmar wurde insbesondere von der älteren Forschung angezweifelt (eine Übersicht über die Forschungspositionen gibt Tervooren, S. 115). Maurer, S. 81–83, schreibt es Reinmar zu.

Auffällig ist, dass in der Handschrift nach der zweiten Strophe sieben Zeilen frei sind, was genau dem Platz einer weiteren Strophe dieses Tons entspricht (vgl. dazu auch Boll, S. 434).

Form: .4a .4b / .4a .4b // .2c .2-d .2c .2-d .3e .3-f .4e .3-f

Unreiner Reim in II,10:12 (s. Konjekturvorschlag MF/MT). MF/MT fassen die Verse 5+6, 7+8, 9+10 sowie 11+12 zu je einem Vers zusammen, sodass statt einer zwölfversigen Stollenstrophe eine achtversige entsteht. In der vorliegenden Edition wird der Reim als Markierung der Versgrenze verstanden. Zu den Formvarianten vgl. auch Tervooren, S. 118.

Die Reimkonstruktion ist komplex: Es ist nicht nur eine Aufeinanderfolge von Kreuzreimen; vielmehr reimen auch immer zwei aufeinanderfolgende Verse grammatisch miteinander. Dabei greift der grammatische Reim in II,1:2 jenen in I,9:11 auf, der in II,3:4 jenen in I,11:12. Der Aufgesang der zweiten Strophe wird so mit dem Abgesang der ersten verbunden.

Frage: s. C Mure 1: Heinrichs Lied gilt als Kontrafaktur Reinmars, s. Tervooren #5, S. 121 - aber dort andere Versumbrüche...

Inhalt: Wechsel.

Die reimtechnische Strophenverschränkung wird von Tervooren mit dem Inhalt verbunden: Sie »unterstreicht formsymbolisch die Verbundenheit der Geliebten, wie ja auch [...] der Reim in seiner für das Lied charakteristischen Form des grammatischen Reims [...] Nähe und Ferne zugleich singalisiert« (S. 119).

In der Frauenstrophe beklagt die Sprecherin das Fernbleiben ihres Geliebten. Ihre im Konjunkitv formulierten Wünsche – ihr möge liebes (I,9) von ihm widerfahren; sie sähe ihn nie mit größerer Freude als heute – werden in der folgenden Mannesstrophe aufgegriffen und über den Indikativ als vergangenes Geschehen markiert: Ihm ist so viel liebe (II,1) widerfahren wie noch nie zuvor; noch nie hat er mit größerer Freude seine Geliebte gesehen. Er verspricht, ihren muͦt (II,5) zu erhöhen und ihr zu lonen (II,9) – eine Formulierung, die die Frau in die Rolle der Dienenden versetzt.

Sandra Hofert

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