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Reinmar, ›Wie ist im ze muͦte, wundert mich‹
C Reinm 11
I (work in progress)C Reinm 11 = MF 153,14
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98vb
C Reinm 12
II (work in progress)C Reinm 12 = MF 153,23
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98vb
C Reinm 13
III (work in progress)C Reinm 13 = MF 153,32
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98vb
C Reinm 14
IV (work in progress)C Reinm 14 = MF 152,25
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 98vb
C Reinm 15
V (work in progress)C Reinm 15 = MF 153,5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 99ra
C Reinm 16
VI (work in progress)C Reinm 16 = MF 154,5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 99ra
C Reinm 17
VII (work in progress)C Reinm 17 = MF 154,14
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 99ra
C Reinm 18
VIII (work in progress)C Reinm 18 = MF 154,23
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 99ra
C Reinm 19
IX (work in progress)C Reinm 19 = MF 152,34
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 99ra

Kommentar

Überlieferung: Die Überlieferungssituation ist verstrickt. C überliefert unter Reinmar ein neun­stro­phiges Lied. Sieben dieser Strophen haben Parallelüberlieferungen in ABE, ebenfalls unter Reinmar (A Reinm 28–33; B Reinm 9–12; E Reinm 72–74), sind jedoch nur in C zusammen überliefert (C Reinm 11–13, 15–18). Parallelüberlieferungen zu C Reinm 14 und 19 wiederum verweisen in einen anderen Überlieferungzusammenhang (s. den Liedkommentar zu A Reinm 28–33 et al.).

Die formalen Parallelen sowie die inhaltlich eher losen Verknüpfungen aller Strophen miteinander lassen verschiedene Kombinationen zu, sodass Zusammenstellung und Anordnung der Strophen im Überlieferungsvergleich stark variieren. Schweikle, S. 313, sieht in dem Überlieferungsgeflecht ein aus der Vortragspraxis entstandenes Strophenarsenal, das im Laufe der Zeit immer wieder zu neuen Liedeinheiten erweitert bzw. gekürzt und umgruppiert wurde (vgl. auch Schweikle, S. 211–223).

Bezüglich der Edition haben die bisherigen Herausgeber unterschiedliche Entscheidungen getroffen: MF/MT orientiert sich an den beiden genannten Gruppen, sodass die Strophenfolge C Reinm 11–19 auf zwei Lieder (dort IV und V) aufgeteilt wird, ebenso wie die die Strophenfolge B Reinm 9–13 (B Reinm 13 / C Reinm 19 sowie C Reinm 14 zu IV, Rest von BC Reinm zu V) (vgl. auch MF/MTE, S. 105–107).

Die Frage nach der Zuordnung zu Reinmar oder Walther muss offen bleiben. Insbesondere jene Strophen, die nur bzw. auch unter Walther überliefert sind (einzig A Wa 25 / C Wa 254 / C Wa 360 ist nur für Walther belegt), werden mit der Reinmar-Walther-Fehde in Zusammenhang gebracht (so etwa Schweikle, S. 315f.). Siehe zu jenem vermeintlichen Sängerstreit den Autorkommentar.

Form: .4a .4b / .4a .4b // .4-c .5-c .4d .7d

Es liegen achtversige Stollen­stro­phen vor. Unterfüllt ist E III,8. C IV,5 sowie C IX,5 sind dreihebig (entsprechend der Form der anderen Überlieferungsgruppe). Kein Auftakt in C IV,8. Die Form ist eng verwandt mit jener der anderen Überlieferungsgruppe (s. Liedkommentar).

Auch MF/MT brechen die Verse entsprechend um, verstehen aber – im Gegensatz dazu – die dort unter Ton IV geführten Strophen als neunversig (mit einer Waisen in V. 8), wodurch die formalen Differenzen der beiden Überlieferungsgruppen hervorgehoben werden. Von Kraus I, S. 60, sieht auch C Reinm 11–13, 15–18 et al. als neunversig (mit einer Waise in V. 8) und versteht die beiden Gruppen als ›Gegenstücke‹ zueinander. Kritisch zu der von Kraus’schen Argumentation mittels Reimresponsionen äußert sich Vogt, hier insbesondere S. 208f.

Inhalt: Minneklage.
(Die Strophennummerierung im Folgenden bezieht sich auf C Reinm 11–19).

Das Ich reflektiert über denjenigen, dem Liebesglück widerfahren ist: Eine Voraussetzung muss seine stête (C I,6) sein, glaubt der Sprecher. Gerne würde er selbst ein solches Leben erfahren (vgl. Str. I).

Damals hat er seine Dame oft gesehen, doch ist er in ihrer Gegenwart verstummt, weil sie noch keinem Mann Liebesglück gewährt hatte. Sein damaliges Verhalten verwundert das Ich nun trotzdem (vgl. Str. II).

Es kam ein Zeitpunkt, an dem er doch das Wort ergriffen und um sie geworben hat. Seine Erwählte wurde zu seinem Leben, doch brachte ihm das nur Leid. Nun will das Ich einen Weg finden, der ihm besser zustatten kommt (»im Dienste der göttlichen Minne?«, Schweikle, S. 316) (vgl. Str. III).

Immer hat sich das (weibliche?) Ich nach den Geboten der Leute gerichtet, doch waren sich diese nicht einig: Einer verspottete das ›hohe Herz‹ des Ichs, ein anderer hielt es für eherenvoll. Gerne würde das Ich entscheiden können, was das richtige Verhalten ist (vgl. Str. IV). Diese Strophe kann auch als Mannesstrophe aufgefasst werden. Boll, S. 391–393, sieht in C Reinm 11–19 nur Männer­stro­phen, in den Parallelüberlieferungen von C Reinm 14 unter Walther lege die Lesart der Strophe als Frauenstrophe näher (vgl. die dort folgende Strophe).

Das (wieder?) männliche Ich zeigt sich in einer anderen Stimmung: So, wie sein Leben im Moment ist, erscheint es ihm gut; und sollte es nicht wirklich gut sein, ändert das nichts an seiner Meinung. So können ihm auch Anfeindungen nichts anhaben (vgl. Str. V).

Wenn der Sprecher die Dame nicht sieht, ist sein Herz schwermütig. Doch ist sie ihm näher als im Herzen: Sie wohnt in seinem sinne (C VI / A IV, V. 5) und er minnt sie âne mâsse (C VI,6). In der Maßlosigkeit der Minne werden das Ich und die Dame im Inneren des Sprechers eins (vgl. auch Str. III,3); das zu Beginn der Strophe genannte Motiv des Anblickens wird zu einer inneren Schau (vgl Str. VI).

Die Geliebte beherrscht seinen Sinn (vgl. auch Str. VI,5), sie hat ihm einen Gruß gewährt und dafür versichert der Sprecher ihr ewige Dankbarkeit und anhaltenden Lohn (vgl. Str. VII).

Ihre von Gott gegebene Vollkommenheit schenkt dem Sprecher Freude. Beidseitige stete (C VIII / A VI, V. 5) wird zum Glück führen (vgl. Str. VIII).

Wenn der Dienst dann zum Erfolg führt, wird sie ihm einen Wunsch erfüllen. So wird er weiter um sie werben, auch wenn sie ihm wegen seiner Bitte zürnen sollte (vgl. Str. IX).

Sandra Hofert

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