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Ulrich von Winterstetten, ›Ich wil aber disen sang‹
C Wint 6 (1)
IC Wint 6 (1) = KLD 59 I 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 88ra
C Wint 7 (2)
IIC Wint 7 (2) = KLD 59 I 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 88ra
C Wint 8 (3)
IIIC Wint 8 (3) = KLD 59 I 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 88ra

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Kanzone mit Refrain.

4a 2-b 4c 3c / 4a 2-b 4d 3d // .2e+..1-f 2e+..1-f 4g 3g //R 2h 3h 2h

Für die Annahme von Binnenreimen in V. 9/10 spricht, dass man, wenn man die Verse dort teilte, jeweils eine (möglicherweise) daktylische Struktur zerschnitte.

Bemerkenswert ist die strenge Formgebung auch in der metrischen Füllung der Zeilen: Sie ist im Strophenvergleich völlig identisch. Die Hälfte der Strophenverse alterniert regelmäßig (V. 1, 3, 4, 5, 7, 8, 11, 12); in den übrigen ist die regelmäßige Alternation in allen Strophen an derselben Stelle zugunsten daktylischer Takte aufgegeben, die freilich immer auch als Sequenz von Doppelmoren gedeutet werden könnten. Auch im Refrain steht V. 13 mit daktylischem Beginn gegen die beiden regelmäßig alternierenden Schlussverse. KLD kaschiert diese Korrespondenz, indem die drei Refrainverse (mit zwei Binnenreimen) in eine Zeile geschrieben sind.

Inhalt: Das Lied wird eingangs als Gesang für die personifizierte Minne deklariert, die in Strophe II und III jeweils direkt adressiert wird, was dem Lied thematische Kohärenz sichert. Der Gang der Gedanken lässt sich, von Strophe zu Strophe, im Wesentlichen als eine steigernde Wiederholung begreifen: Strophe I breitet die Liebe und das damit verbundene Leid des Ichs aus, zumal ihm ein Gruß vom roten Mündlein der Geliebten (oder der Minne? – die Referenzen sind offen) verwehrt bleibt. Strophe II stabilisiert und intensiviert den Gedanken weiter, das Ich ruft die Minne um Hilfe an, Strophe III ebenso, ambiguisiert die Bitte des Ichs jedoch zusehends: Die unmittelbar aufeinander folgenden Adressen an Minne (III,6) und an die reine fruht (III,9) verwischen die Differenz zwischen der personifizierten Minne und der Geliebten, die auch in den Strophen davor nie deutlich markiert, aber zumindest als Rezeptionsoption nicht ausgeschlossen ist; die Hoffnung auf Erlösung von seneder arebeit (III,7) sowie auf ›Tröstung‹ des ›Verstandes‹ (III,12) lassen sich verstehen als Hoffnung sowohl auf Minneglück als auch auf Freiheit vom Minnewahn.

Rhetorisch auffällig ist die hohe Dichte an direkten Anreden, (rhetorischen) Fragen und Exklamationen, deren kurzatmige Aufgeregtheit in latentem Kontrast steht zur thematisch dominanten Minnedepression.

Für mögliche intertextuelle Bezüge siehe Bauschke-Hartung, S. 149–154.

Florian Kragl

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