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Heinrich von Veldeke, ›Mir hette wilent ze ainen stunden‹
B Veld 5
IB Veld 5 = MF 57,18
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 52
B Veld 6
IIB Veld 6 = MF 57,34
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 52
B Veld 7
IIIB Veld 7 = MF 58,3
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 53

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist in ABC im Korpus Heinrichs von Veldeke überliefert, wobei in A an erster und dritter Stelle zwei weitere Strophen ergänzt sind. Besonders die letzten beiden Strophen in A lassen erkennen, dass der Schreiber eine Vorlage vor sich hatte, die an einigen Stellen beschädigt oder schwer lesbar war.

Die nur in A überlieferten Strophen wurden von der Forschung verschieden bewertet: Thomas, S. 167, 191f., äußerte Zweifel an der Autorschaft Veldekes. Scherer, S. 121, bezweifelte zwar nicht die Zuschreibung an Veldeke, schied die beiden Strophen aber aus dem Lied aus. Ipsen, S. 390f., verstand A III als Auswechselstrophe zu V; dagegen argumentiert MF/KU, S. 161f.

Form: 4-a 4b / 4-a 4b // 4b 4-a 4b 4-a

Es liegen achtversige, isometrische Stollen­stro­phen mit spiegelbildlichen Kreuzreimperioden und freier Auftaktgestaltung vor. In A III fehlt ein Vers. In A II / BC I, V. 3f. sowie V. 7f. verbinden grammatische Reime den a- mit dem b-Reim. Für die Realisierung reiner Reime sind verschiedentlich leichte Veränderungen vorzunehmen, so wechseln etwa im a-Reim in A V / B III Reimwörter mit und ohne abschließenden Nasal. Die Auftaktgebung variiert.

Aarburg, S. 415, sieht in dem Lied eine mögliche Kontrafaktur zu Fine amours et bone esperance des Piere de Molins (Melodieabdruck bei Aarburg, S. 12f.).

Inhalt: Frauenlied. Das Lied kann zusammen mit BC Veld 1–4 als ein Lieder-Wechsel verstanden werden (so z. B. Kasten, S. 615): Wo in den Männer­stro­phen der Sprecher bereut, mit seiner Forderung nach körperlicher Nähe den Code der Hohen Minne missachtet zu haben, erklärt hier die Dame, einem unhöfischen Werbungsversuch nicht stattgegeben zu haben.

Sie wird als Minneherrin inszeniert, die ergebenen Minnedienst zulässt, aber nicht das Überschreiten der Regeln der Hohen Minne (vgl. A II / BC I). Gleichzeitig tritt sie als Erzieherin auf, die dem Mann die Spielregeln des höfischen Minnewerbens beibringt (vgl. A V / BC III).

Mit einem Verweis auf den nicht getrunkenen (Zauber-)Trank in A I,7 wird die Minneauffassung der Dame motivisch von der durch den Trank symbolisierten Tristan-Minne abgesetzt (siehe auch A Veld/32r 1 / BC Veld 10). Durch die unikale Überlieferung der ersten Strophe fehlt dieses Moment in der BC-Fassung, ebenso wie der Natureingang – vielleicht fungiert die in A nicht überlieferte erste Strophe von BC Veld 1–4 in BC als Natureingang für beide Lieder.

Ähnlich fehlt in dem Frauenlied der BC-Fassung die Wiedergabe der unhöfischen Bitte des Mannes, welche in der in A unikal überlieferten dritten Strophe expliziert wird (vgl. A III,6f.); die genaue Äußerung wird in der BC-Fassung nur im Zusammenhang mit dem ersten Lied des Wechsels deutlich.

Sandra Hofert

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