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Burkhard von Hohenfels, ›Do der luft mit sunnen vu̍re‹
C Burk 45
IC Burk 45 = KLD 6 XI 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 112r
C Burk 46
IIC Burk 46 = KLD 6 XI 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 112r
C Burk 47
IIIC Burk 47 = KLD 6 XI 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 112r
C Burk 48
IVC Burk 48 = KLD 6 XI 4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 112r
C Burk 49
VC Burk 49 = KLD 6 XI 5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 112r

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in Handschrift C überliefert.

Form: Gleichversige Stollenstrophe mit Refrain. 4-a 4-b / 4-a 4-b // 4-c 4-d 4-c 4-d //R 4e 4e. In V. 9 hat vrîheit wohl zwei Hebungen. Ohne Melodie ist nicht zu entscheiden, ob der Abgesang den Aufgesang wiederholt. In jedem Fall handelt es sich (wie bei C Burk 64–68, dort ohne Refrain) um eine Sonderform der Stollenstrophe, die vielleicht von romanischen oder mittellateinischen Mustern beeinflusst war (vgl. Ranawake, S. 288–299). C Dietm 29–31 und C Mor 93–96 ausgenommen, ist das Lied (je nach zeitlicher Einordnung Burkhards [Autorkomm.]) zusammen mit C Burk 27–31 eines der frühesten erhaltenen Beispiele eines deutschen Refrainliedes. Vers IV,8 fehlt.

Inhalt: Tanzlied mit ländlicher Szenerie und Natureingang. Das Lied steht thematisch den Sommerliedern Neidharts nahe, ohne aber deren derbe Komik aufzuweisen. Unter Umständen partizipiert es aber auch an anderen, kaum schriftlich belegten Traditionen einer deutschen Tanz- und Freudelyrik, wie sie wohl auch in den Carmina Burana greifbar zu werden scheinen (vgl. Goheen, S. 59–62, und Worstbrock). Die ausladende Allegorie des Natureingangs (I) geht wohl auf gelehrt-lateinische Muster zurück (vgl. Wachinger, S. 692, mit weiterer Lit.), beschwört eine kreationsmythisch und erotisch aufgeladene Zeugung von Frühlingsfreude durch die Elemente und liefert so den kosmischen Rahmen für die Tanz- und Liebesfreude im Zentrum des Liedes. Bemerkenswert ist die Raum- und Zeitstruktur des Liedes. Beschrieben wird ein Weg nach Innen (vgl. Goheen, S. 104f., und besonders Worstbrock, S. 88). Die Raumregie führt von der Betrachtung des kosmischen Rahmen (I) über den Wahrnehmungsraum der Scheune mit ihrer Tanzfreude (II, III) und der zwischenmenschlichen Wahrnehmung in erotisierter Tanzschilderung (IV) hin zur heimlichen Prägung des Bildes der Geliebten in das Herz des minnebetroffenen Subjekts (V). In dieser Bewegung sind äußere Faktoren (die Natur, das Tanzgeschehen) und innere Faktoren, besonders die aufeinander gerichteten Gedanken (III), gleich wichtig (zu deren Zusammenspiel vgl. Scheuer, S. 158–160). Zur Komplexität des Liedes trägt auch die Zeitstruktur bei. Die narrative Vergangenheitsform (I–IV) wird nicht nur durch die auffälligen deiktischen Elemente der ersten und letzten Strophe (I,8; V,1) durchbrochen, die unterschiedliche Situationsebenen im Lied ausbilden, sondern auch durchsetzt und in Strophe V schließlich abgelöst von Präsensformen (Str. I, III, V und im Refrain). Diese Technik verspannt Vergangenheit und Gegenwart sowie äußere und innere Welt in die zeitenthobene Idealität der im Refrain besungenen Liebesfreude und -freiheit.

Markus Stock

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