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Dietmar von Aist, ›Gedenke, die sint ledig, fri‹ (B 12 13 14) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Das drei­strophige Lied ist ausschließlich in B und C und beide Male unter Dietmar von Aist überliefert. Zweifel an der Autorschaft Dietmars haben hauptsächlich formale Merkmale geweckt, so unterscheiden sich Reimform und Strophenbau deutlich von den drei ersten Liedern des Dietmar-Korpus in BC. Das Lied und damit einhergehend sein Dichter wurden anhand des metrischen, syntaktischen und inhaltlichen Strophenaufbaus von der Forschung sehr verschieden bewertet: Während Ittenbach, S. 164, von »feingezeichneten, gedanklichen Wendungen des Werbens, Klagens, Lobes in regelmäßigem Gedankenzusammenhang« spricht, hält Karl von Kraus (MF/KU, S. 84) fest: »Dieses Gedicht ist weder gut noch alt.«

Form: In B I, B II und C I: .4a (.)5-b / .4a .5-b // .4c .4d .4c .4d .4e (.)4+.4e

In B III, C II und C III ist das letzte Reim­paar um einen Halbvers kürzer: .4e .4e

In C ist der Langvers die Ausnahme des Strophenbaus (Str. I), während es in B das Kurzvers-Reim­paar ist (Str. III). Der abschließende Langvers könnte auch als Kombination aus Waise und Kurzvers dargestellt werden: (.)4x .4e (vgl. Kasten); die Reimpunkte markieren in C den Reim, in B Dietm 13 auch die Zäsur. Die gewählte Darstellung betont die Reim­paarbindung, wie sie sich in B III, C II und C III zeigt. Ist die metrische Verkürzung in der zweiten Strophe inhaltlich völlig unproblematisch, lässt der verkürzte Vers III,10 einen lückenhaften Text vermuten: Üblicherweise wird III,7f. als Satzeinheit aufgefasst und die Wendung ›an den ougen schin werden‹ ausschließlich auf die erkennbare (›seht‹) vröude-losigkeit des Ich in V. 7 bezogen. Damit bleiben die letzten beiden Verse der Strophe unverständlich. Diese Ausgabe bietet dagegen die letzten vier Verse als syntaktische Einheit an. Es wird die Möglichkeit vorgeschlagen, das ›an den ougen schin werden‹ als Teil eines syntaktischen Umschwungs (als unechtes Apokoinu) und Spiel mit der Augen-Metaphorik zu verstehen. unde wirt an minen oͮgen schin / in al der werlte ein schoͤne wib, / vil gar ir eigen ist min lib: An den Augen zeigt sich nicht nur das Leid des Ich (›Seht, dadurch bleibe ich ohne Freude, was sich an meinen Augen zeigt‹), sie nehmen, wie dann deutlich wird, auch andere schöne Frauen wahr, welche entweder die Treue zur einen gefährden (›Seht dadurch bleibe ich ohne Freude! Und spiegelt sich in meinen Augen in der Welt eine schöne Frau, dann gehört ihr mein Leben ganz und gar.‹) oder gerade nicht (›Seht, dadurch bleibe ich ohne Freude, obgleich sich in meinen Augen die schönste Frau der ganzen Welt spiegelt. Ihr gehört mein Leben ganz und gar‹).

Inhalt: Die drei Strophen wirken als »strophenkreis in engerem sinne, indem die motive ›liebesversicherung, schmerz über trennung‹ in allen drei strophen wiederkehren« (Ipsen, S. 353). Strophe II kann auf den Schluss von I bezogen werden, Strophe III auf den von II (vgl. MF/KA, S. 372). In B III ist diese Verknüpfung durch das vrowen (B III,1) – als Rückgriff auf wiben (II,10) – auffälliger als in C III. Das Wort ›herze‹ zieht sich durch alle drei Strophen, ebenso die Neigung zu Wortwiederholungen und Wortspielen: I formuliert den Gegensatz zu jar so lanc (I,7) gleich doppelt aus, mit leben iht lange in I,9 und verdirbe in kurzen tagen in I,10; II rankt sich um das Sehen (II, 3, 7 und 8), ergänzt um den Sinneseindruck Hören (II,6); III setzt die vröude (III, 3 und 7, in C verstärkt durch C III,1) variationsreich in Beziehung zu liebe (I,4) bzw. herzelieb (I,2).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 01.01.2019.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 B Dietm 12 = MF 34,19Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 30
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