Autor
Bei dem in C (fol. 253v) als Der pu̍ller geführten Minnesänger handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den aus dem Unterelsass stammenden Ministerialen Konrad Puller von Hohenburg, der zwischen 1262 und 1315 urkundlich nachgewiesen ist (vgl. Meves, S. 765–776). Der Beiname ›Püller/Puller‹ – unklar ist, ob dieser auf das ›polternde‹ Wesen der Namensträger oder aber auf deren Bezug zu Apulien (Pülle) anspielt – kommt in mehreren hochmittelalterlichen Adelsgeschlechtern vor. Die Nennung Elsasenlant in C Püll 11 sowie das in der Miniatur dargestellte Wappen ermöglichen jedoch eine Eingrenzung auf die Familie von Hohenburg, innerhalb derer sich sodann Konrad I., der besonders häufig mit dem Beinamen Puller erscheint, für eine Identifizierung mit dem Minnesänger anbietet. Die in der Forschung weithin postulierte Teilnahme Konrads von Hohenburg am Kriegszug Rudolfs I. von Habsburg gegen Ottokar II. von Böhmen ist nicht gesichert; sie wird allerdings aufgrund innerliterarischer Hinweise (in C Püll 9 sowie in C Püll 14) nach wie vor angenommen (vgl. etwa Malm, Sp. 463) und – in einem nicht unproblematischen Zirkelschluss – für die Interpretation dieser Strophen herangezogen (dazu Meves, S. 761f.).
Werk und Überlieferung
Der Codex Manesse überliefert (auf fol. 254r/v) unikal 14 Strophen, die zu einem zweistrophigen und vier dreistrophigen Minneliedern zusammentreten. Sie zeichnen sich durch komplexe Reimstrukturen aus – dies zeigt sich insbesondere an den variabel gesetzten Schmuckreimen in Lied C Püll 9–11, dessen Reimordnung und Strophenbau als einzigartig innerhalb des deutschen Minnesangs gelten (vgl. dazu den Liedkommentar). Inhaltlich und stilistisch bewegt sich das Œuvre des Püllers dagegen überwiegend in traditionellen Bahnen: Die Lieder vereinen Elemente der Minneklage und des Frauenpreises und entfalten ihre Thematik stets über einen Natureingang. Literaturgeschichtlich steht der Püller somit in engem Zusammenhang mit Konrad von Kilchberg, Kraft von Toggenburg, Brunwart von Augheim und besonders mit Konrad von Landeck, dessen Lied 5 (C Landeck 25, V. 5) eine Bezugnahme auf Wien enthält, die derjenigen in C Püll 9 sehr ähnelt (dazu Mertens, Sp. 912).
Stephanie Seidl