Autor
Die Dichternamen Gunther uz dem vorste (A, fol. 34v) bzw her Gu̍nther von dem Vorste (C, fol. 314v) verweisen auf einen Minnelyriker des 13. Jahrhunderts, allerdings lässt sich dieser aufgrund seines unspezifischen Beinamens weder in zeitlicher noch in räumlicher noch in ständischer Hinsicht näher identifizieren (zu den Einordnungsversuchen der älteren Forschung Schweikle, Sp. 313f.) Auch die dem Autorkorpus in C vorangestellte Miniatur ermöglicht keine weiteren Rückschlüsse auf eine historische Person: Sie zeigt den Dichter mit seiner Minnedame vor einem stilisierten Wald und ordnet ihm ein Wappen mit Zweigen und Blättern zu – es handelt sich also um ein sog. Namensbild (vgl. Walther, S. 217), das lediglich die Attribute uz dem vorste bzw. von dem Vorste aufgreift.
Überlieferung und Werk
Die Kleine und die Große Heidelberger Liederhandschrift tradieren jeweils 40 Strophen; diese schließen sich zu sechs Liedern zusammen. Auffällig ist die weitgehende Invarianz der überlieferten Texte, die sich sowohl bezüglich der Lied- und Strophenreihenfolge als auch hinsichtlich des Wortlautes und der Metrik zeigt (dazu Schweikle, Sp. 313, Henkes-Zin, S. 168 [zur Vermutung einer gemeinsamen Vorlage]). Formal dominiert die Kanzonenstrophe, zwei Lieder (A Günth 10–12 et al. und A Günth 13–35 et al.) haben Refrains. Thematisch ist das Werk Günthers von dem Forste dagegen relativ breit aufgestellt: Zu den beiden konventionellen Minneklagen A Günth 1 2 et al. und A Günth 3–7 et al., die sich der Freude-Leid-Thematik bedienen, treten Frauenpreislieder (etwa in A Günth 10–12 et al.) und das Traumlied A Günth 36–40 et al. Größere Aufmerksamkeit hat die Forschung dem umfangreichen Tagelied Günthers (A 13–35 et al.) gewidmet, welches die Gattungstraditionen ausreize und zugleich weiterentwickle (dazu Kiening, S. 502; Pastor).
Stephanie Seidl